Unzufrieden und besorgt verließen rund 30 Telekom-Mitarbeiter eine Podiumsdiskussion im "Künstlerhaus" in Kempten. Zuvor war heftig über die Verlegung von insgesamt 39 Arbeitsplätzen des Kemptener Standorts nach Augsburg (35) und Regensburg (4) debattiert worden. Denn trotz vieler Proteste hält das Unternehmen laut der Telekom-Vertreter an der angekündigten Schließung des Geschäftskundenbereichs in Kempten fest.
Zwar sollen alle betroffenen Mitarbeiter einen Arbeitsplatz an ihrem neuen Standort erhalten. Dennoch bedeute das eine wesentliche Verschlechterung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen, erklärten sie. Etliche von ihnen seien gezwungen, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen. Bei der vom "Telekom Soli-Team" organisierten Veranstaltung saßen Vertreter der Telekom, des Betriebsrats und der Politik auf dem Podium. Heike Rothsching, seit 18 Jahren für das Unternehmen tätig, schilderte ihnen die Auswirkungen für sie: Als Teilzeit-Angestellte mit einer fünfjährigen Tochter und einer pflegebedürftigen Mutter könne sie sechs Stunden Fahrtzeit pro Arbeitstag nicht in ihr Leben integrieren. "Das ist verdeckter Personalabbau", schimpfte die 35-Jährige.
Ähnlich stellt sich die Situation für den langjährigen Telekom-Mitarbeiter Ernst Pfleiderer aus Untermaiselstein dar. "Mit öffentlichen Verkehrsmitteln bräuchte ich 24 Stunden zur Arbeit und zurück - das heißt, ich muss auf die Straße.
" Und das bedeute langfristig höhere Fahrtkosten, schlechtere Arbeitsbedingungen und erheblich weniger Freizeit, betonte der 51-Jährige. Da er Beamter ist, bleibe ihm aber keine Wahl, wenn er seine Rentenansprüche nicht verlieren wolle.
"Gewisse Härte"
Die längeren Wege nach Augsburg und Regensburg stellten eine "gewisse Härte" dar, räumte Telekom-Vertreter Reinhard Wiesner ein. Deswegen sei das Unternehmen bestrebt, Lösungen durch Interessens-Ausgleich zu finden. Allerdings könne er jetzt dazu keine konkreten Aussagen machen, "denn die Gespräche beginnen erst im April", sagte er den teils aufgebrachten Mitarbeitern.
Wie Wiesner und sein Kollege Armin Erben erklärten, sei die bayernweite Reduzierung von zwölf auf zwei Geschäftskunden-Standorte wegen der notwendigen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar.
Die Bundestagsabgeordneten Gerd Müller (CSU) und Klaus Barthel (SPD) sowie Betriebsratsvorsitzender Werner Kuchler brachten mehrfach ihr Unverständnis für die Verlegung zum Ausdruck. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum Augsburg so viel wirtschaftlicher ist und die Telekom nach der Stärkung des Privatkundenbereichs in Kempten nun den der Geschäftskunden schwächt", so Müller. Barthel spitzte zu: "Leider ist es dem Aktionär der Telekom egal, wie sich die Umstrukturierungen auf das Familienleben von Mitarbeitern im Allgäu auswirken."
Diskutierten über die Schließung des Kemptener Geschäftskunden-Standorts der Telekom: (von links) Werner Kuchler (Betriebsratsvorsitzender der Telekom Vertrieb Service Deutschland Süd), Dr. Gerd Müller (CSU-Bundestagsabgeordneter), Klaus Barthel (SPD-Bundestagsabgeordneter), Erwin Helmer (Präsident der Kemptener Katholischen Arbeitnehmerbewegung) und die Telekom-Vertreter Reinhard Wiesner und Armin Erben. Foto: Katja Egli
"Wenn ich künftig in Augsburg arbeiten muss, kann ich abends um 20 Uhr mit meinen Kindern das Lernen anfangen. Die Verlegung ist vor allem für Frauen und Teilzeitkräfte unsozial und für mich nicht möglich."
Anke Mitgefaller (43), Kemptener Telekom-Mitarbeiterin
"Die Standort-Zusammenlegung ist notwendig, um am Markt in Zukunft erfolgreich zu sein. Wir möchten das möglichst sozialverträglich umsetzen, auch wenn es für Einzelfälle schwierig sein wird."