Lindenberg | bel | "Wir möchten den Frauen mit Migrationshintergrund bei der Eingliederung in ihr neues Lebensumfeld behilflich sein", sagt Gülsüm Krisko-Bozyigit, Leiterin des Interkulturellen Frauentreffs in Lindenberg. Seit gut einem Jahr treffen sich jeden Montag acht bis zehn türkische Frauen zwischen 25 und 35 Jahren in den Räumlichkeiten des Kinderschutzbundes in der Blumenstraße 2. Dort plaudern sie über alltägliche Dinge, trinken türkischen Tee, frühstücken oder essen mitgebrachten Kuchen.
Unterstützt wird der Frauentreff vom Amt für Familie und Jugend. Die Frauen erhalten dort unter anderem Informationen über Alltagsthemen, Erziehungsfragen sowie Hilfe bei Behördenangelegenheiten, Kindererziehung und persönlichen Dingen. Viel Wert legt Krisko-Bozyigit hierbei auch darauf, dass die Mütter einen Intensivkurs in Deutsch belegen um nach sechsmonatigem Besuch dieses Kurses die B1-Prüfung abzulegen. Diese ist für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung Pflicht.
Selbst dann, wenn die Frauen schon viele Jahre in Deutschland leben und es mit der neuen Sprache hapert, müssen sie zu diesem täglichen Kurs gehen um auch grammatikalisch richtiges Deutsch zu lernen. Hatice, eine junge Mutter aus der Gruppe erklärt: "Ich kann die Worte gut, aber wie bilde ich einen Satz? Es ist wichtig für mich, das richtig zu machen.
" Und Tugba fügt hinzu: "Die deutsche Sprache mit ihren Artikeln. immer muss ich aufpassen, wann ich der, die, das richtig anwende. Im Türkischen gibt es so etwas gar nicht."
Die Stimmung in der Gruppe ist sehr gelöst und es wird viel gelacht. Die Frauen haben alle Kinder und sie an diesem Nachmittag mitgebracht. Für diese liegt Spielzeug bereit und es gibt einen Raum, in dem sie nach Herzenslust toben können - bis zu 20 Mädchen und Buben zwischen einem und neun Jahren.

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Alle Frauen haben Berufe
"Alle Frauen hier in der Gruppe haben Berufe und üben sie zum Teil auch aus", erklärt Pädagogin Krisko-Bozyigit. "Da ihre Familien aber überwiegend entweder wieder oder noch in der Türkei leben, sind sie bei der Kinderbetreuung auf fremde Hilfe angewiesen. Auch dafür sind wir da. Gegenseitig helfen wir uns dabei, wenn jemand diese in Anspruch nehmen möchte." Selbstbewusstsein und moderne Einstellung zum Leben und zur Familie sind für diese Frauen ebenfalls selbstverständlich. Das Bild der Türkin mit Kopftuch, die von ihrem Mann unterdrückt wird, lehnen diese ab.
In Lindau besteht eine ähnliche Gruppe bereits seit knapp vier Jahren. Dort treffen sich auch Frauen russischer, vietnamesischer oder chinesischer Abstammung. "Es wäre schön, wenn wir auch in Lindenberg so eine bunte Truppe werden könnten", sagt die sympathische Gruppenleiterin. Die anderen Frauen stimmen ihr lachend zu. "Je mehr, desto besser", sagt eine von ihnen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden gerade neue Flyer gedruckt, die auch in Lindenberg mehr Frauen mit Migrationshintergrund ansprechen sollen.