Marktoberdorf/Kempten (spö/rel). - 'Ich habe meinen Lieblingsteddy hergegeben', sagt Tobias stolz. Mit seinen vier Jahren hat er bereits verstanden, dass es Mädchen und Buben gibt, denen es nicht so gut geht wie ihm: 'Ich habe so viele Spielsachen und Kinder in armen Ländern haben gar nichts!' Viele dachten in der Vorweihnachtszeit ähnlich und spendeten für die Aktion 'Weihnachtstrucker'. Schüler, Ministranten und Familien aus dem Raum Marktoberdorf gaben über 300 Lebensmittel-Pakete für die Aktion der Johanniter und Antenne Bayern. Die Hilfsteam, die die Pakete nach Rumänien, Bosnien und in die Ukraine brachten, sind inzwischen wieder in Allgäu zurückgekehrt. Doch bevor die Reise überhaupt losgehen konnte, gab es jede Menge Arbeit: Über 300 ehrenamtliche Helfer holten die Pakete an den Sammelstellen ab und luden sie auf die großen Trucks. 'So viele Pakete kamen noch nie zusammen', blickt Hermann Seifarth, Ortsbeauftragter der Marktoberdorfer Johanniter, zurück. Zum dritten Mal beteiligte sich die Ortsgruppe an der Aktion 'Weihnachtstrucker'. Über 300 Pakete, gefüllt mit Lebensmitteln, Schulmaterial, Spielzeug und Schmusetierchen im Wert von etwa 20 bis 30 Euro, habe man in diesem Jahr dem Konvoi mitgeben können.
Drei Konvois in Krisengebiete Großteils wurden sie von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums und der Realschule gespendet. Aber auch Ministranten der Marktoberdorfer Pfarrei St. Martin sowie andere Familien und Einzelpersonen brachten Päckchen zur Sammelstelle im Gymnasium. Laut Seifarth übernahmen die Schülermitverwaltungen des Gymnasiums und der Realschule die örtliche Organisation der Päckchensammlung bis hin zum Verladen. In drei Konvois aufgeteilt, machten sich die Laster auf den Weg nach Rumänien, Bosnien und in die Ukraine. Das Team der Allgäuer Johanniter war mit elf Lkw, die größtenteils von Speditionen zur Verfügung gestellt wurden, nach Bosnien-Herzegowina unterwegs. Bereits im Voraus hatte die bosnische Hilfsorganisation 'Dobrocintelje' Listen mit Namen der ärmsten Familien erstellt, damit die Spenden in die richtigen Hände gerieten. Erstes Ziel der Trucks war das Flüchtlingslager Capljina. Seit dem bosnischen Krieg vor zehn Jahren leben dort 360 Kinder, Männer und Frauen in Wellblechhütten. Vom eigenen Staat vergessen, fehle ihnen jegliche Zukunftsperspektive, erfuhren die Helfer. 'Ihre Pakete sind unsere einzigen Weihnachtsgeschenke. Sie helfen uns, den Winter zu überstehen', sagte Lagerleiterin Ivanka Ivankovic. 'Das Elend, das wir hier gesehen haben, ist unbeschreiblich', sagt Bernhard Hofmann, einer der 60 Weihnachtstrucker: 'Eine Frau kniete mit gefalteten Händen vor uns nieder und flehte uns an, sie mit nach Deutschland zu nehmen.' Diesen Menschen wenigstens ein bisschen zu helfen, sei ein gutes Gefühl. Weitere Päckchen wurden in Dörfern im Raum Capljina, Mostar und Sarajevo verteilt. Dort leben hunderte Flüchtlingsfamilien in halb fertiggestellten Häusern am Rande der Armutsgrenze. Viele Menschen schlafen auf dem nackten Boden. 'Vom bosnischen Staat erhalten die Menschen kaum Unterstützung', sagt Konvoileiter Wolfgang Strahl 'die Leute sind dringend auf unsere Hilfe angewiesen.' An der der Aktion Weihnachtstrucker haben sich Hunderte Familien, Schulklassen, Vereine, Firmen und Kindergärten beteiligt. 'Ohne dieses Engagement wäre die Aktion nicht möglich', betont Strahl.