In Durach waren es so viele, dass die Kirche gleich zweimal umarmt wurde. In der Kemptener Pfarrei St. Franziskus reichte der Kirchplatz für die große Schar nicht aus. Und in vielen anderen Pfarreien war es ein Einfaches, eine Menschenkette ums Gotteshaus zu bilden. Auf riesengroße Resonanz stieß gestern in Stadt und Altlandkreis die Aktion 'Kirche umarmen', mit der katholische Pfarreien für ihre Kirche vor Ort einstehen wollten. Einige Beispiele:
Volle Gotteshäuser und Menschenscharen auf den Kirchplätzen - Tausende in Stadt und Land setzten nach den Sonntagsgottesdiensten ein Zeichen für ihr Gemeindeleben. Doch nicht alle Pfarreien machten mit. Der Pfarrgemeinderat von St. Hedwig in Kempten beispielsweise sah laut seiner Vorsitzenden Monika Schiller beim Blick auf die Fusionspläne darin 'ein falsches Zeichen' und setzte auf Gespräche vor der Kirchentür. In Wildpoldsried rief Pfarrgemeinderatsvorsitzender Harry Pfefferle das volle Gotteshaus lieber zu einem Gebet für den Bischof statt zur Umarmung auf. Zur Enttäuschung vieler, wie man hörte.
'Weil wir hierher gehören'
Jene, die sich in die Kette einreihten, fanden die Aktion gut. Hubert Hemmerle und Hans Zeller zum Beispiel standen für die Gemeinschaft der Pfarreien im Kemptener Osten in der Reihe. Gertrud und Johannes Naumann machten mit, 'weil wir hierher gehören'. Hier in der Pfarrei sei sie verwurzelt, fand auch Andrea Hefele. 'Das ist unsere Kirche' betonte Remig Hiepp und Kirche vor Ort erhalten war für Veronika Hauser der Grund, dabei zu sein. Ein Zeichen der Solidarität setzen für jene, die eingegliedert werden, wollte man in St. Lorenz, so Nicole Hock und Thomas Keisinger vom Pfarrgemeinderat. Gut für die Gemeinschaft fanden dies Petra Wagner und Antonio Abarde.
Dass Kirche umarmen freilich keine Protestaktion gegen den Bischof sein sollte – darauf machten die Vertreter aus Pfarrgemeinderäten bewusst aufmerksam. Christian Wilhelm zum Beispiel in St. Ulrich, der betonte: 'Wir wollen mitgestalten'.
'Engagement mehr würdigen'
Über 500 allein reihten sich in St. Franziskus in die Menschenkette – darunter viele junge Leute. Weil die Mitmenschen das Wichtigste seien, so der 21-jährige Pirmin Haslbeck: 'Ihr Engagement muss in Zukunft wie bisher gewürdigt werden.' Dass eine Gemeinde zusammenhält war dem 17-jährigen Valentin Wirth wichtig an der Aktion und Sophia Meister (22) und Annamaria Spiegel (21) fanden es toll, dass so viele mitmachen. Schließlich wollte man auch zeigen, dass eine lebendige Kirche nur ohne Hierarchie funktioniere, sind Alfred und Elisabeth Lay überzeugt.
Überzeugen von der Aktion ließen sich offenbar auch jene Pfarrer, die sich mit ihren Gläubigen in die Menschenketten einreihten. Mit den Pfarreimitgliedern an den Händen hielten sich beispielsweise in St. Mauritius in Muthmannshofen Pfarrer Josef Hoch. In der Pfarreiengemeinschaft Kempten-Ost stand Ruhestandspfarrer Bernhard Ott (der die Vertretung des dortigen Pfarrers übernahm) mit vor der Kirche und in Weidach führte Pfarrer Gomm die Menschen um das Gotteshaus. Dort, in der Pfarrei Durach, freute sich vor allem Pfarrgemeinderatsvorsitzender Helmut Karg über die doppelte Umarmung.