Sogar Gäste im Oberallgäu helfen den Brandopfern Von Barbara Hell Ofterschwang-Gunzesried Auf der Bühne gibts ein Happy-End. Doch die 32 grazilen jungen Damen und Herren, die soeben ein vielleicht 50-köpfiges Publikum mit der anmutig getanzten Coppélia nach einer Erzählung von E. T. A. Hoffmann erfreut haben, wissen zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Weil den Berlinern im Allgäuer Berghof das Schicksal der vom Brandunglück betroffenen Familie in Bettenried nicht aus dem Kopf ging, tanzen sie zweimal zugunsten der Hinterbliebenen. Nur wenige Stunden vor Ausbruch des Feuers, das einem 43-jährigen Familienvater und seiner elfjährigen Tochter das Leben kostete, war die Gruppe der Royal Academy Berlin unter der Leitung von Sabine Roth in dem Familien- und Sport-Hotel bei Gunzesried angekommen. Wie seit sieben Jahren wollten die Kinder und Jugendlichen der privaten Ballettschule in einem zehntägigen Intensivkurs im Allgäuer Berghof sich die Aufführung eines Tanzstücks erarbeiten, das sie zum Schluss Besuchern im Hotel und später dann ihren Eltern in Berlin zeigen sollten.
Der 13-jährige Timothy Brauner lag schon längst im Bett und schlief, als ihn gegen drei Uhr morgens Feuerwehrsirenen weckten. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihm: In Sichtweite stieg Rauch auf. Beim Frühstück am nächsten Morgen gabs für die jungen Berliner nur ein Thema: Der schreckliche Brand und die tragischen Folgen. Wer die Idee hatte, in diesem Jahr mit einem Benefiz-Ballett zugunsten der Witwe und ihrer zwei Kinder den Intensivkurs zu beschließen, weiß keiner mehr so recht. Aber plötzlich stand der Vorschlag im Raum und alle waren einer Meinung: Das machen wir! Es ist so entsetzlich, dass der Vater dabei starb, als er sein Kind retten wollte, beschäftigt die 25-jährige Mira Feller, als Svanilda tänzerischer Star der Gruppe, die Tragik des Ereignisses noch immer. Natürlich, auch in Berlin sterben manchmal Menschen bei Bränden aber so nahe bei uns wie jetzt hier hab ich noch nie etwas so Schreckliches erlebt. Als die jüngsten Tanzeleven in ihren hübschen Tutus nach den beiden Vorstellungen ihrer Coppélia mit Körbchen durch die Reihen der Besucher gehen, heimsen die Siebenjährigen jede Menge Fünf- und Zehn-Euro-Scheine ein. Natürlich kann Geld den Schmerz der Familie nicht lindern. Aber man fühlt sich nicht ganz so hilflos, wenn man wenigstens ein bisschen helfen kann, findet der 13-jährige Darko Radosovljev.