Große Verärgerung herrscht im Gemeinderat von Tannheim: Nachdem Kirchdorf eine seit Langem geplante interkommunale Zusammenarbeit für ein gemeinsames Gewerbegebiet gekündigt hat, hängt der Haussegen zwischen den Nachbargemeinden schief. Die geplante Neuansiedlung der Firma Liebherr auf 37 Hektar auf Oberopfinger Flur - von der neben Berkheim auch Tannheim profitieren wollte - wurde zur "reinen Kirchdorfer Angelegenheit" erklärt.
Noch Anfang Februar hatte der Gemeinderat Tannheim den Willen zur interkommunalen Zusammenarbeit bekräftigt und die geforderte Majorisierung zugunsten der Gemeinde Kirchdorf von 60:20:20 ausdrücklich anerkannt. Als Bürgermeister Thomas Wonhas am Montagabend im Tannheimer Gemeinderat das Absageschreiben seines Kirchdorfer Kollegen Rainer Langenbacher verlas und die Geschichte der geplanten Zusammenarbeit der Gemeinden Tannheim, Kirchdorf und Berkheim rekapitulierte, fassten die Tannheimer Gemeinderatsmitglieder ihren Unmut in deutliche Worte. Von "Unverschämtheit" war im Gremium die Rede, man fühle sich "hinters Licht geführt" von einem taktierenden Kirchdorfer Bürgermeister, der auch nicht davor zurückschrecke, jetzt die Tatsachen zu verdrehen.
Dabei hatte sich alles gut angelassen: "In großer Harmonie", so Wonhas in seinem Sachvortrag, hätten die Gemeinden Kirchdorf, Berkheim und Tannheim bereits im Jahr 2002 eine Verbandssatzung für einen Zweckverband "Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet Oberopfingen (IIGO)" mit einer Fläche von 19 Hektar ausgearbeitet. Seinerzeit hatten der damalige Biberacher Landrat Peter Schneider und sein Erster Landesbeamter Wolfgang Blüml die Erschließung des Areals im Landschaftsschutzgebiet und Wasserschutzgebiet von der Bedingung abhängig gemacht, es müssten zum einen in einem ersten Zug "mindestens 100 Arbeitsplätze entstehen und es müssten sich mehrere Gemeinden zu einem Zweckverband zusammenschließen". Das war seinerzeit auch der Grund, wieso sich Kirchdorf überhaupt erst auf Partnersuche gemacht hatte.
Nachdem im Spätsommer 2007 der Kirchdorfer Bürgermeister in geheimen Verhandlungen den Grunderwerb mit und für die Firma Liebherr abgewickelt hatte, war eine interkommunale Zusammenarbeit nicht mehr zwingend erforderlich. Den ehemals gleichberechtigten Partnern wurden jeweils noch zehn Prozent Beteiligung angeboten. Anschließend wurde in mehreren Gesprächen versucht, Kompromisslösungen zu finden. Als freilich der Berkheimer Gemeinderat auf gleiche Stimmrechte pochte, war kein Konsens mehr zu erzielen. Seit dem Sommer sei Kirchdorf nur noch zu einer Zusammenarbeit auf der Basis einer großen, insgesamt 76 Hektar umfassenden Lösung bereit gewesen (siehe Grafik).
Im Nachhinein sei man nur "Mittel zum Zweck" gewesen, merkte Tannheims Zweiter Bürgermeister Wolfgang Weiß in der Sitzung bitter an. Wie Weiß beklagten auch einige Ratskollegen den Sinneswandel bei den Verantwortlichen des Landratsamtes. Blüml räumte gestern gegenüber der Memminger Zeitung ein, die damalige Haltung der Behörde gelte jetzt nicht mehr.
"Wegen der grundlegenden wirtschaftlichen Bedeutung" des Unternehmens Liebherr könne man es "guten Gewissens" mittragen, dass die Gemeinde Kirchdorf das entsprechende Gewerbegebiet allein ausweise.