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Surfer träumen von Hawaii an der Iller

Kempten

Surfer träumen von Hawaii an der Iller

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    Surfer träumen von Hawaii an der Iller
    Surfer träumen von Hawaii an der Iller Foto: hermann ernst

    Nein, kein Zweifel: Die Iller ist ein Gebirgsfluss - und als solcher bitterkalt. "Wir haben genug Neoprenanzüge da", beruhigen die Jungs. Aber die sind "die gefühlten minus 50 Grad", wie sie stolz übers Mikro verkünden, ja auch gewöhnt. Schließlich treffen sie sich öfter zum Surfen an und vor allem in der Iller. In der Iller? Richtig: in der Iller. Unter dem Namen "Brückenhänger" hat sich in den vergangenen fünf Jahren ein etwa 20-köpfiges Grüppchen Hartgesottener zusammengefunden, das mit Surfbrettern regelmäßig dem Eiswasser trotzt.

    Während sich die Szene (wegen der rechtlich nicht eindeutigen Situation) bislang eher im Verborgenen traf, wagten sich die Kemptener Illersurfer nun in die Öffentlichkeit. Im Rahmen der altehrwürdigen Festwoche zeigten die jungen Extremsportler ihr Können - und berichteten den Zuschauern von ihrem großen Traum: einer "stehenden Welle" (also eine fest eingebaute Stromschnelle) nach dem Vorbild im Münchener Eisbach. 400 Unterschriften kamen am Samstag für ein solches "Hawaii an der Iller" zusammen - demnächst wollen die Surfer ihr Anliegen dem Stadtrat vortragen.

    Samstagvormittag. Vom anderen Illerufer dringen Lachen und Fetzen eines Red-Hot-Chili-Peppers-Songs herüber. Dicht gedrängt stehen Zuschauer am Brückengeländer, sehen hinunter auf die Surfer. Ein Seil verbindet die Sportler mit der Illerbrücke, gut gelaunt reiten sie auf den eiskalten Fluten.

    Einer der Vorreiter dieser neuen "Surfwelle" in Kempten ist Joachim Schrade. Rund 500 Surfer, schätzt er, gibt es im Allgäu. Weil viele, die im Winter snowboarden, das Brett auf im Sommer gerne unter ihren Füßen spüren.

    Schrade selbst hat vor Jahren eine Stromschnelle bei Hegge genutzt - mit dem Einbau einer Fischtreppe war es dann aber damit vorbei mit dem Surfvergnügen. Vor fünf Jahren schließlich fand er sich mit seinen Mitstreitern Raphael Horn und Karl Huche zusammen. Aus Dreien wurde "ein harter Kern" von 20 Surfern, weitere 30 sind gelegentlich dabei.

    Surfen ist Lebensgefühl. Aber auch ein Milliardengeschäft für die Surfindustrie. Bretter, Anzüge, Zubehör, Festivals, Wettkämpfe, Hotels und spezielle Surfercamps sind nur einige Beispiele. Die Eisbachwelle in der Landeshauptstadt, sagt Schrade, schwemme bei vier Surfläden in München beste Umsätze herein. Eine "stehende Welle" in Kempten, sagt er, werde Surfer von überall her anlocken. Einige Stunden Autofahrt seien nicht viel für die Szene, die für ihr Hobby bis an die Strände Portugals und Spaniens reist.

    Und wo wäre ein geeigneter Platz für die Welle? "Zum Beispiel hinter der Polizei am Flößerhäusle. Da gibt es eine bestehende Stufe, die man nutzen könnte", meint Schrade. Zumal auch das Gelände rings um mit der Anbindung an den Ring und den Parkplätzen günstig gelegen sei. Die Iller besser nutzbar zu machen, das hatten kürzlich ja auch die Altstadtfreunde vorgeschlagen.

    Ihnen schwebt ein Stadtstrand am Flussufer vor. "Ja, das wäre in der Kombination schon interessant", sagt Schrade, der bereits Kontakt zu den Altstadtfreunden geknüpft hat.

    Und wie geht es weiter? Zunächst mit dem Sammeln weiterer Unterschriften. Zudem werde man mit verschiedenen Behörden sprechen und dann die Listen übergeben.

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