Oberallgäu | sir | Sie kamen rechtzeitig vor Beginn der Sitzung des Kreisbauausschusses, um Landrat Gebhard Kaiser 1600 Unterschriften zu übergeben: Mitglieder der Bürgerinitiative gegen den Schwerlastverkehr. Sie treten für eine schnelle Realisierung der Südumfahrung Betzigaus ein, um die Kemptener Ortsteile Lenzfried und Leupolz und auch die Gemeinde Betzigau wesentlich vom Schwerlastverkehr zu befreien. Doch sie wurden enttäuscht. Trotz zweistündiger Diskussion um das Thema bewegte sich der Ausschuss nicht. Kleiner Konsens: Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Stadt Kempten, des Landkreises und der Gemeinden Betzigau und Wildpoldsried soll sich noch einmal eingehend mit dem Thema befassen.
l Um was geht es konkret? Die Bürger von Lenzfried und Leupolz wünschen sich seit vielen Jahren weniger Lastwagen auf ihren Durchgangsstraßen, der hauptsächlich Richtung Gewerbegebiet Betzigau fährt. Von Süden her können die Laster das Gewerbegebiet nicht erreichen, weil die Bahnunterführung in Betzigau nicht hoch genug für große Lastwagen ist. Seit vielen Jahren ist deshalb die sogenannte Südtangente im Gespräch, - 2004 sprach sich der Kreis-Bauausschuss für die Verwirklichung aus.
l Was sagt der Verkehrsplaner? Reiner Neumann verwies auf eine Untersuchung, die er bereits 2003 vorgestellt hatte. Die Südtangente bringe nur eine minimale Entlastung der rund 380 Fahrzeuge über 3,5 Tonnen am Tag für Leupolz und Lenzfried. Die kürzeste Anbindung Richtung B 12 verspreche viel Entlastung, aber wegen des moorigen Untergrunds auch hohe Baukosten von über 6 Millionen Euro.
Eine B12-Abfahrt in Bogenried inklusive eine Nordwest-Anbindung des Gewerbegebiets Betzigau bewertete Neumann positiv, sie sei auch wesentlich günstiger. Als "ökologisch und wirtschaftlich gut" bezeichnete er auch die Variante, Leupolz südlich zu umfahren und einen Anschluss zur Autobahn zu bauen.
l Welche Meinung vertritt der Betzigauer Bürgermeister? Roland Helfrich betonte, es sei immer eine Kombination aus B 12-Anschluss und Südtangente im Gespräch gewesen. Er erinnerte an einen Gemeinderatsbeschluss von 2002, die Südtangente zuerst zu bauen. Die Mehrheit der Betzigauer favorisiere die schnelle Umsetzung, um den Betzigauer Kindern einen sicheren Schulweg ohne viel Verkehr zu ermöglichen.

Anordnung des Landratsamtes Oberallgäu
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Wenn die Bahn in einigen Jahren die Durchfahrt durch die Eisenbahnbrücke vergrößere, dann sei auch der Schwerlastverkehr von der A 7 im Ort und eine Umfahrung passé. Bruno Müller, Leiter des Kreistiefbauamts, betonte, die Bahn habe ihm versichert, in den nächsten zehn Jahren dort nicht zu bauen.
l Was sagen die Ausschussmitglieder? Die Betzigauer sollen erst einmal "ihre Hausaufgaben erledigen" und eine Bauleitplanung erstellen, waren sich Heribert Guggenmos (Wiggensbach) und Oliver Kunze (Rettenberg) einig. Der Landrat zeigte Verständnis für die Nöte der Anlieger, betonte aber, ein Gesamtkonzept sei wichtig und auch das Einverständnis der Grundstückseigentümer. Kaiser: "Es wird nur gebaut, wo Klarheit herrscht." Zu einer Diskussion vor Ort sei er bereit. Betzigau, das Oberallgäu und Kempten müssten nun an einem Strang ziehen, um für alle Beteiligten möglichst viel zu erreichen.