Artikel: Sturmtief fordert Rettungskräfte

3. Januar 2003 20:29 Uhr von Allgäuer Zeitung

Über 100 Bäume stürzen - Straßen blockiert - Mehrere Blechschäden - Partyzelt zerfetzt

Kempten/Wangen/Memmingen(sh). - Umgestürzte Bäume, Straßensperrungen, Blechschäden, Stromausfälle und Rettungskräfte im Dauereinsatz - das ist die Bilanz des Sturms in der Nacht zum Freitag. In Schotten (Ostallgäu) zerfetzte der Wind ein großes Partyzelt, in dem heute und morgen eine Feier für einen wohltätigen Zweck stattfinden sollte. In Weißensee wurde eine Fußgängerampel aus der Verankerung gerissen. Im ans Ostallgäu grenzenden Sachsenried wurden vier Kühe von einer gerissenen Stromleitung getötet. In Peißenberg wurden bei einem Unfall wegen eines umgestürzten Baumes sechs Menschen verletzt. Glück hatte ein Mann, der auf der B12 bei Wangen den Zusammenstoß seines Lkw mit einer umgestürzten Fichte unverletzt überstand. Mit viel Regen und hoher Geschwindigkeit war der Sturm am Donnerstag über das Allgäu hereingebrochen. Etwa ab 21 Uhr gingen in der Einsatzzentrale der Kemptener Polizeidirektion die Meldungen im Minutentakt ein. Mehr als 37 Einsätze registrierten die Kemptener in dieser Nacht und über 100 umgestürzte Bäume. Dazu kamen losgerissene Verkehrsschilder, eine umgeworfene Fußgängerampel bei Weißensee und das völlig zerrissene Partyzelt bei Schotten. Glück im Unglück hatten während des Sturmes gleich mehrere Autofahrer: Ein junger Ostallgäuer, dessen Pkw-Anhänger auf der A7 bei Dietmannsried gegen die Leitplanke gekippt war, blieb genauso unverletzt wie ein Lkw-Fahrer auf der B 12 bei Wangen. Als direkt vor dem Gespann eine Fichte umfiel, konnte der Mann seinen Lkw nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr gegen den Baum.

In Memmingen fiel in der Nacht ein Baum auf ein Auto - auch dabei wurde niemand verletzt. Im Unterallgäuer Unterwarlings verletzte sich eine 73-jährige Frau leicht, als sie während des Sturms ein Scheunentor schließen wollte. Das vom Wind aufgedrückte Tor stieß die Frau vier Meter tief eine Rampe hinunter. Insgesamt 20 Einsätze vermeldet die Memminger Polizei für die Sturmnacht. Im Westallgäuer Rohrach musste die Polizei indessen sechs Menschen befreien - ihre Autos steckten wegen umgestürzter Bäume fest. Auch die Rettungskräfte der angrenzenden Regionen waren im Dauereinsatz. In Peißenberg verunglückten auf blockierter Fahrbahn sechs Menschen: Ein 19 Jahre alter Mann war mit seinem Auto bei einem Ausweichmanöver frontal in einen mit drei Menschen besetzten Wagen gekracht. Der 19-Jährige musste mit der Rettungsschere geborgen werden, die Straße blieb für rund eineinhalb Stunden komplett gesperrt. Eine gerissene Stromleitung tötete in Sachsenried (Oberbayern) vier Kühe. Im Vorarlberger Dornbirn waren Feuerwehrleute ebenfalls die ganze Nacht damit beschäftigt, auf Straßen gekippte Bäume zu zersägen. Mit über 100 Stundenkilometern fegte der Sturm in dieser Nacht über das Allgäu. Auf den Bergspitzen wurden bis zu 156 Stundenkilometer erreicht. Christian Freuer, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst, beschreibt den Sturm so: 'Auf einem Satellitenbild erscheint das Tiefdruckgebiet von Donnerstag als eine dichte, steile Wolkenspirale. Je steiler und tiefer die Spirale geht, desto stärker ist der Wind.' Das Kemptener Wasserwirtschaftsamt meldete gestern weiterhin: 'Keine Hochwassergefahr.'