Frankau/Rettenbach | sem | Ihren Tag selbst zu strukturieren lernen die psychisch und teilweise auch geistig behinderten Bewohner des St.-Georgshofes in der Frankau/Rettenbach mithilfe eines Angebotes, das es erst seit kurzem gibt. Bei der Arbeits- und Beschäftigungstherapie trainieren sie einfache handwerkliche Techniken, leichte Serienarbeiten, kreatives Gestalten und vor allem auch Alltagsfertigkeiten.
Der Alleinstehende Gerhard Empting war in seiner Wohnung vereinsamt. Er schlief "bis in die Puppen", kochte und wusch kaum noch, verlor jede Regelmäßigkeit in seinem Leben. Seit Februar 2007 im St.-Georgshof, gewöhnte er sich wieder an einen geregelten Tagesablauf. Inzwischen ist er so weit, dass er im Oktober ins ambulante Wohnen überwechseln kann.
Gemeinsam mit einem Mitbewohner wird er eine Wohnung in Marktoberdorf beziehen. Auch danach wird Empting täglich zur Arbeitstherapie in die Frankau zurückkehren. Die Gemeinschaft dort möchte er nicht mehr missen.
Mit Akribie erledigt er die Feinarbeiten beim Briefmarkenausschneiden, sortiert diese nach Ländern, Motiven und weiteres. Insbesondere die Männer melden sich gern zum Ausschneiden und Sortieren von Briefmarken. Wer mit der Motorik noch Schwierigkeiten habe, mache die groben Vorarbeiten, erzählen die Betreuerinnen Kerstin DSouza, Josefine Krumbacher und Bärbel Fichtl.
Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten arbeiten zusammen

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Überhaupt würden gerne Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammengesetzt, die sich gegenseitig unterstützen und auch anspornen.
Leider erhielten sie noch immer viel zu wenig "Ware", da die Firmen und Behörden in der Umgebung ihre Briefumschläge meist an die Herzogsägmühle bei Schongau abgeben.
Die Frauen dagegen greifen mehr zur "Strickmühle", um Bänder herzustellen, die zu Teppichen verwebt werden. Sie übernehmen den Bügelservice und einmal pro Woche bäckt eine Bewohnerin unter Anleitung einen Kuchen, der gemeinsam verspeist wird. Unter anderem werden auch Spiegel in Tiffany-Technik und Tonarbeiten hergestellt, die ebenso wie die Teppiche auf Märkten verkauft werden.
Die Bewohner kreieren auch individuelle Karten für jede Gelegenheit, einschließlich der passenden Kuverts. Diese finden in den BRK-Altenheimen, im Dorfladen in Rettenbach und in der Buchhandlung Glas in Marktoberdorf Absatz. Sie könnten aber noch viel mehr Aufträge bewältigen. Immer wieder erhalten die Beschäftigten Lob für ihre akkurate Arbeit, was ihr Selbstbewusstsein ungemein stärkt.
Mit dem Erlös wird wieder Material beschafft. Ein kleiner Obolus geht zusätzlich als Taschengeld an die Beschäftigten. Außerdem bekommen alle, die sich an der Arbeits- und Beschäftigungstherapie beteiligen, weiterhin das Mittagessen gestellt. Denn aufgrund der mit dem Bezirk Schwaben abgeschlossenen neuen Leistungsvereinbarung müssen seit 1. September alle Bewohner des Heims, die sich nicht an der Therapie beteiligen, ihr Mittagessen in den Wohngruppen unter Anleitung selbst kochen.