Interview VKW-Marketingleiter Dr. Karl Dörler über Gründe, Preisgarantie und Marktentwicklung">

Artikel: Strom wird im Allgäu teurer, in Vorarlberg nicht

22. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Interview VKW-Marketingleiter Dr. Karl Dörler über Gründe, Preisgarantie und Marktentwicklung

Von Sabrina Müller |WestallgäuDie Vorarlberger Kraftwerke (VKW) erhöhen zum 1. Januar die Strompreise für Privatkunden. Darüber hat der österreichische Energielieferant seine Westallgäuer Kunden per Brief informiert. Die Heimatzeitung hat sich bei VKW-Marketingleiter Dr. Karl Dörler nach den Gründen erkundigt und auch nachgefragt, warum die Preise in Vorarlberg anders als im Westallgäu nicht steigen.

Der Netto-Verbrauchspreis erhöht sich auf 17,37 Cent pro Kilowattstunde. Im Vergleich mit dem aktuellen Preis sind das wie viele Cent mehr?

Karl Dörler: Netto macht das 1,55 Cent pro Kilowattstunde, brutto sind es 1,84 Cent.

In einem Schreiben an Ihre Kunden geben Sie an, dass der Einkaufspreis im kommenden Jahr um 30 Prozent gestiegen ist. Womit hängt das zusammen?

Dörler: Das hat verschiedene Gründe. Der Einkaufspreis richtet sich nach den Börsenpreisen. Ein Grund ist, dass die Preise für die Brennstoffe für Kraftwerke gestiegen sind. Denn es gibt eine Verknappung; der Bedarf an Kohle, Erdgas und Rohöl ist gestiegen, weil verstärkt Schwellenländer aus Asien ihre Nachfrage steigern. Ein weiterer Grund ist, dass Kraftwerke neugebaut oder erneuert werden müssen.

Beim Stromgroßhandel liegt die Preissteigerung bei netto 1,75 Cent pro Kilowattstunde.

Als Grund nennen sie auch die gesetzlich geregelte Förderung für Strom aus erneuerbaren Energien und die Kraft-Wärme-Kopplung. Wie hängt das zusammen?

Dörler: Das hängt damit zusammen, dass die Anzahl von Ökostromanlagen in Deutschland gestiegen ist und damit auch die Kosten für die gesetzlich geförderte Ökostrommenge. Mit Förderbeiträgen für die Kraft-Wärme-Kopplung soll die Nutzung von Fernwärme verstärkt werden. Insgesamt erhöhen sich die gesetzlichen Förderbeiträge für Strom aus erneuerbaren Energien und für die Kraft-Wärme-Kopplung um 0,23 Cent pro Kilowattstunde. Das bedeutet, dass wir die Kostensteigerung nicht komplett auf unsere Kunden umlegen.

Wir geben je Kilowattstunde nur 1,55 Cent an die Kunden weiter und nicht fast zwei Cent. Für einen Durchschnittshaushalt bedeutet das eine Preissteigerung von neun Prozent.

Um den Strombedarf decken zu können, müssen Sie rund ein Drittel des Stroms dazukaufen. Warum?

Dörler: Unsere Eigenerzeugung reicht schon länger nicht aus, um den Strombedarf abzudecken. Bei den Privathaushalten rechnen wir mit einer Verbrauchssteigerung von ein bis zwei Prozent. In der Wirtschaft erwarten wir aufgrund der Finanzkrise vielleicht eine rückläufige Entwicklung.

In privaten Haushalten zeigen sich unterschiedliche Effekte: Zum einen werden immer mehr Stromspargeräte verwendet, zum anderen werden die Haushalte kleiner, was den Pro-Kopf-Verbrauch nach oben treibt.

Wie sicher ist die Preisgarantie der VKW, dass der Strom bis 2010 nicht teurer wird?

Dörler: Völlig sicher. Der Kunde hat einen rechtsverbindlichen Anspruch darauf. Und uns geht es natürlich um eine faire Kundenbeziehung. Die Kunden bekommen jetzt eine unangenehme Preiserhöhung - auch wenn wir nur einen Teil weitergeben. Letztlich liegt das Risiko bei uns, weil wir nicht wissen, wie sich die Preise auf dem Markt tatsächlich entwickeln.

Warum gibt es in Vorarlberg keine Erhöhung zum kommenden Jahr?

Dr, Karl Dörler: In Österreich haben wir eine spezielle Situation. Die Verbundgesellschaft, also das Unternehmen, das früher als Großerzeuger den Strom geliefert hat, hat es sich zum Ziel gemacht, alle regionalen Anbieter zu unterbieten. Wir beobachten diesen Mitbewerber und schauen momentan, wie sich der Markt entwickelt. Unsere Aussage ist, dass wir der günstigste Landesversorger sein wollen. Deshalb erhöhen wir im kommenden Jahr nicht.

Energie wird teurer

Ihre persönliche Einschätzung: Wie geht es mittelfristig weiter in Sachen Strompreis?

Dr.Karl Dörler: Ich denke, die Preise und Verbräuche bleiben deutlich stabiler als von 2008 auf 2009. Es geht nicht mehr so sprunghaft hin und her. Langfristig glaube ich, dass alle Energiepreise nach oben gehen. Deshalb auch der Appell an unsere Kunden, die Energieeffizienz im Haushalt zu steigern.