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Streit um Liste für Schutzgebiete

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Streit um Liste für Schutzgebiete

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    Landkreis stellt Flora-Fauna-Habitat-Bereiche vor - 9,4 Prozent des Ostallgäus Ostallgäu (vit). Beim Thema Flora-Fauna-Habitat (FFH) scheiden sich die Geister: "Das kommt einer Enteignung gleich", schimpfte Josef Schiegg von der Waldkörperschaft Buching-Trauchgau bei einer Informationsveranstaltung im Landratsamt. Anders sah dies der Füssener Walter Hundhammer: "Die Gebietsliste ist unzureichend, viele Moorgebiete fehlen." Derzeit läuft das Dialogverfahren für die Meldung bayerischer FFH- und Vogelschutzgebiete an die EU. Betroffen von dem Verfahren sind auch 9,4 Prozent der Ostallgäuer Fläche, insgesamt 13 184 Hektar.

    Gleich zu Beginn der Veranstaltung mit 60 Vertretern aus der Forst- und Landwirtschaft, Gemeinden sowie Naturschutz bedauerte Landrat Adolf Müller, dass im FFH-Verfahren die Grundlagen nicht so konkret auf dem Tisch liegen wie bei der Ausweisung von Natur- oder Landschaftsschutzgebieten. Er stellte klar, dass die Ausweisung von FFH-Gebieten für die Grundbesitzer keine Verschlechterung bringen dürfe. Ziel sei der Erhalt beziehungsweise die Verbesserung des Zustandes. Irene Waldherr von der Naturschutzbehörde stellte die 18 vom bayerischen Umweltministerium für die FFH-Liste ausgewählten Gebiete im Ostallgäu vor. Dass 6,6 Prozent der Landesfläche an die EU gemeldet werden, aber 9,4 Prozent des Landkreises zeigen die gute Ausstattung des Ostallgäus mit wertvollen Lebensräumen. Von 15 in Bayern vorkommenden besonders wichtigen Biotop-Typen seien im Ostallgäu allein elf aufgeführt. Hier fänden sich Kalktuffquellen ebenso wie Auwälder, lebende Hochmoore oder Kalktrockenrasen. Waldherr verwies darauf, dass 82 Prozent der Gebiete bereits unter Schutz stehen. Das gilt besonders für das Ammergebirge, aber auch für den Elbsee. Der Verwaltungsjurist Stefan Mohr erklärte, dass die Gebiete mit bestehenden Planungen abgestimmt seien. Er verwies auch daruaf, dass die Anerkennung des bayerischen Dialogverfahrens durch die EU nicht ganz gesichert sei: "Man hofft, dass der bayerische Weg in Brüssel Bestand hat."Zu welchen Verunsicherungen das FFH-Verfahren führt, zeigte die Diskussion. Josef Schiegg beklagte, dass seine Waldkörperschaft mit 600 Hektar voll in FFH-Bereiche falle, obwohl man schon durch Schutzverordnungen eingeengt sei. Dazu ergänzte Dieter Frisch vom Landratsamt, dass die künftige EU-Verordnung - nach bisheriger Kenntnis - sicher nicht weiter gehe als die Verordnung für das Naturschutzgebiet. Er wies darauf hin, dass die Aufnahme in eine FFH-Liste mehr Zuschuss-Sicherheit für Landwirte biete. Eine große Unbekannte im bayerischen Dialog-Verfahren ist auch die Möglichkeit, weitere Gebietsvorschläge zu benennen. Vor allem der Bund Naturschutz will zusätzliche Gebiete beantragen. Landrat Müller meinte, dass im Landratsamt bereits diskutiert worden sei, warum sich die Sulzschneider Moore nicht in der FFH-Liste finden. In der Veranstaltung wurde an die Verbände appelliert, Nachmeldungen möglichst früh einzureichen. Die Gemeinden sollen dann die betroffenen Grund-eigentümer informieren. Weitere zusätzliche Flächen nannte bereits der Naturwächter Dr. Christoph Greifenhagen: Auch das Freibergmoos oberhalb des Bachtelsees und die Wertachschleife beim Bärensee solle man auf die FFH-Liste setzen. Diese seien zum Teil aber auf Kaufbeurer Flur. Generell dürfte es aber noch starken Widerstand gegen die Ausweisung geben. Wolfgang Schmid (Forstbetriebsgemeinschaft Markt-oberdorf) betonte: "Die bäuerlichen Waldbesitzer lehnen neue Verordnungen ab. Denn eine Waldbewirtschaftung wie bisher wird künftig nicht mehr ausreichen. Jede Schutzverordnung hat bisher nur Nachteile gebracht." Deutlich machte er auch, was er von zusätzlichen Vorschlägen hält: "Die Naturschützer sollten bei einer Neuausweisung vorsichtig sein. Wenn ihr gegen uns schafft, werdet ihr uns nie als Partner kriegen."

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