Kempten | sf | Kempten schlägt einen neuen Weg im Umgang mit der Strahlung von Mobilfunksendern ein. Wie der Stadtrat nach fast dreistündiger Debatte am Donnerstag einstimmig beschloss, soll zunächst eine Immissionskarte angefertigt werden. Inhalt ist die Strahlenbelastung, die von den 47 Sendemasten im Stadtgebiet ausgeht. Danach soll versucht werden, die Sendeleistung dort zu reduzieren, wo sie besonders hoch ist. Dafür sucht die Stadt den Dialog mit den Mobilfunkbetreibern. Als Berater wurde das Umweltinstitut München ausgesucht (siehe auch Seite 39).
Diplom-Ingenieur Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut erläuterte dem Stadtrat das Vorgehen. So werde das Institut in den nächsten Monaten an zig Messpunkten die Strahlenbelastung in Kempten ermitteln und über Berechnungen eine Immissionskarte für das ganze Stadtgebiet erstellen. Wie das aussieht, zeigte Ulrich-Raithel anhand der Gemeinde Gräfelfing nahe München. Bei stark belasteten Gebieten wird versucht, die Strahlung zu minimieren und - wenn nötig - alternative Standorte auszuwählen.
Das geht natürlich nicht ohne die Netzbetreiber. Nach einiger Diskussion einigten sich die Stadträte darauf, zunächst den Dialog mit T-Mobile, Vodafone, E-Plus oder O2 zu suchen. Mit Hilfe der Immissionskarte könne man laut Ulrich-Raithel auf Augenhöhe mit den Betreibern reden.
"Wenn wir da nicht weiterkommen, können wir immer noch die Keule auspacken", erklärte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer. Sprich: über eine Bauleitplanung wie den Flächennutzungsplan Druck auszuüben, dessen Änderung aber aufwendig und teuer sei. Stärker eingebunden werden soll künftig die Bevölkerung.
Die Kosten belaufen sich laut Baureferentin Monika Beltinger im nächsten Jahr auf rund 20000 Euro für die Erstellung der Immissionskarte und weitere 20000 Euro für die Standortsuche.
