Kempten | rot | Wer kann sich das vorstellen: Ein heftiger Zahnschmerz peinigt den Körper - doch zur nächsten Zahnarztpraxis sind es zwei Tagesreisen. Gibts nicht? Gibts doch und zwar in Kenia. "Als ich davon erfahren habe, hatte ich den Wunsch hinzufahren, um zu helfen", erzählt der Kemptener Zahnarzt Dr. Otto Renner. Seither war er schon mehrmals in Kenia, um dort zum Nulltarif täglich bis zu 25 Patienten zu versorgen.
Kein Strom, kein fließendes Wasser, keine befestigten Straßen. Als Renner zum ersten Mal Bilder aus der bettelarmen Gegend im Busch von Kenia sah, "hatte ich wenig Ahnung, was mich dort wirklich erwartet", gesteht der 68-Jährige, obwohl er schon einige Zeit Mitglied der Medizinischen Direkthilfe in Afrika ist. Von seinem ersten Einsatz in der Gesundheitsstation Ramada hat der Kemptener Zahnarzt ein Erinnerungsfoto aufgehoben: Mithilfe einer Taschenlampe leuchtete er den Mund seiner Patienten aus, um schmerzende Zähne behandeln zu können, "weil ja die Stromversorgung völlig fehlte". Und er freut sich, dass inzwischen durch Spendengelder im MDH Health Centre Ramada eine Wasserversorgung gebaut werden konnte, die mit Solarstrom arbeitet.
Vor Kurzem ist der Zahnmediziner aus Afrika heimgekehrt und sein Gesicht wird sorgenvoll, als er davon spricht, dass leider immer noch das Geld fehlt, um eine Stromversorgung aufzubauen, die stark genug ist, um eine Operationsleuchte und einen Bohrer zu installieren. Was das bedeutet? "Dass meine Arbeit dadurch nur aufs Zähneziehen beschränkt war", erklärt Renner. Doch auch von Glücksgefühlen weiß er zu berichten. "Da kam mir so viel Vertrauen der Patienten entgegen, etwa, als eine junge Frau am Tag nach der Behandlung strahlend lächelte und mir ein Lied sang, weil sie vom Schmerz befreit war."
In diesen Tagen ist bei Renner ein Fax von seinem Freund, "Buschdoktor" Dr. Olaf Forster (wir berichteten), eingegangen, in dem er sich für die Spenden der vergangenen Jahre bedankt, die vieles ermöglicht haben. Ein Waisenhaus, ein Sterbehospiz und ein Kindergarten - das sind die Visionen des Laubener "Buschdoktors" in Ramada, "um die Not der Menschen zu lindern", schreibt er. Ja, und aus demselben Grund will auch Zahnarzt Dr. Otto Renner im kommenden Jahr wieder nach Kenia reisen.
Infos über die Medizinische Direkthilfe: www.mdh-africa.org