Kempten(sh). Robert ist ein wenig nervös. Der 23-jährige Mechaniker wippt auf und ab, während er wartet. Dann streicht er sich die langen blonden Haare noch einmal zurück, atmet tief durch - und tritt vor die Kamera. So wie etwa 150 andere ist der junge Mann ins Kemptener Audi-Zentrum gekommen, um sich für das große Model-Casting der Allgäuer Zeitung und der Agentur Fellner fotografieren zu lassen. Die Kamera klickt, zweimal, dreimal - Robert dreht sich - noch einmal klicken und der junge Mann ist entlassen. Jetzt lächelt der 23-Jährige stolz. Weil er sich getraut hat. Kirsten, Carina und Bettina haben ihren Auftritt vor der Kamera noch vor sich. Von Nervosität aber keine Spur. Selbstbewusst füllen die drei ihre Bewerbungsbögen für das Casting aus. Name, Telefonnummer, Körpergröße, Brust-, Taillen- und Hüftumfang. Hüftumfang? Kirsten blickt auf - und auch die anderen beiden sehen plötzlich ein wenig verunsichert aus. Alle drei kennen ihre Maße nicht. Was nun? Schätzen? Sind es vielleicht 60 Zentimeter - oder doch eher 70? Wie gut, dass die 16-jährige Bettina ihre Mutter dabei hat. Der kommt nämlich die rettende Idee: Bei den Mitarbeitern des Audi-Zentrums leiht sie sich kurzerhand ein Stück Geschenkband und einen Zollstock aus. Aufatmen. Abwechselnd legen sich die Mädchen das Band um und schließlich stehen auf allen Bögen die exakten Maße. Eine junge Frau mit blonden Haaren kommt neugierig näher.
Ob sie wohl auch mal messen darf? Natürlich - in solchen Situationen hilft frau doch zusammen. Weitere Mädchen drängen heran - und innerhalb kürzester Zeit wird überall mit Band und Zollstock hantiert, gemessen und notiert. Auf der Empore stehen derweil Mädels und Jungs aus dem ganzen Allgäu Schlange. Wer seinen Bewerbungsbogen abgegeben hat, bekommt eine Nummer - und reiht sich in die Schlange ein. Straffe, braun gebrannte Haut und schmale Taillen zeigen die Mädels - die meisten sind bauchfrei erschienen. Lange, säuberlich gekämmte Mähen haben sie, aber auch aufwändige Steckfrisuren. Bei den Jungs sind Gel-Frisuren in. Einige blicken unsicher auf die ebenfalls wartende Konkurrenz. Was haben sie angezogen, wie werden sie vor der Kamera posieren? Aber das gemeinsame Ausharren verbindet auch. Plaudern hilft gegen die Anspannung - und weil's ja allen gleich geht, macht man sich gegenseitig Mut. Und das Casting verbindet die Generationen. Eine Mutter, die eigentlich nur ihre beiden Kinder begleiten wollte, entschließt sich kurzfristig dazu, auch mitzumachen. Die Tochter findet es 'einfach klasse'. Eine lange Anfahrt hat die 21-jährige Petra aus Sigmarszell im Westallgäu auf sich genommen. Beruflich modeln - ein Traum für die Zahnarzthelferin. Ein Traum, dem sie beim Casting einen Schritt näher kommen will. 'Es wäre toll, wenn das klappen würde', sagt Petra. In etwa einer Woche wird sie es wissen - ebenso wie die anderen 150 Bewerber. Dann steht fest, wer es in die zweite Runde geschafft hat, am 5. April nochmals gecastet wird und am 23. Mai bei der Kemptener Museumsnacht im Rampenlicht stehen darf.