"Leise rieselt der Schnee". Ohne Zweifel ein Klassiker der Weihnachtslieder. Am heutigen Heiligen Abend kann man auf dieses Lied sicher verzichten, denn glaubt man den Wettervorhersagen, rieselt kein Schnee. Doch auch ohne dieses Stück ist das Angebot an Weihnachtsliedern riesengroß und reicht, reiht man die Notenlinien aneinander, sicher ein paar Mal um die Erde.
Die Nummer eins
Die Noten von "Stille Nacht, heilige Nacht" könnten auch die Christen auf der anderen Seite des Globus lesen, denn das ist einfach die Nummer eins aller Weihnachtslieder. Und es steht auch weiter über den "Christmas Carols", mit denen einen einschlägige Radiosender seit Wochen betäuben. Damit haben auch unsere Weihnachtslied-Experten nichts am Hut, die wir fragten, was sie denn so singen, wenn "Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen" und bevor in der Christmette unweigerlich die Pastoralmesse von Karl Kempter erklingt.
"Wir stehen jedes Jahr feierlich vor den Kerzen des Baumes und singen Stille Nacht." Für die Wahl-Halblecherin Gisela Reichherzer, Chorleiterin von "Cantovivo" und vom Füssener Liederkranz, gehören traditionelle Melodien einfach zu Weihnachten. "Ich mag es nicht, wenns zu poppig wird", sagt Reichherzer - obwohl sie im Radio schon auch mal ganz gerne Pop-Klassiker wie "Last Chrismas" höre.
Zu Hause bleibt es bei traditionellen und alpenländischen Weihnachtsklängen. Auch dieses Jahr wird sie ihr Lieblingslied "Still, oh Himmel, still, oh Erden" wieder unter dem Christbaum singen. "Das ist eines der wenigen Weihnachtslieder mit tiefsinnigem Hintergrund: Im Text wird klar, dass Christus geboren wurde, um sich für uns zu opfern."

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Für Dieter Prinz, früherer Präsident des Chorverbandes Bayerisch-Schwaben und aktiver Liederkranz-Sänger aus Füssen, ist klar: "Stille Nacht ist das Lieblingslied unserer Familie." Mit seinen fünf Enkel wird gemeinsam unterm Weihnachtsbaum gesungen - samt musikalischer Begleitung mit Geige, Gitarre und Klavier. Prinz macht keinen Hehl daraus, was er von modernen Klängen hält. "Lieder, wie "Last Christmas" sind eine typische Amerikanisierung - wir sollten uns auf unsere Wurzeln konzentrieren und schauen, was unserer Seele entspricht," ist er überzeugt.
Lied erforscht
Auch bei Herbert Steffen, Schwangauer Chorleiter, geht es musikalisch zu. "Es ist bei uns klar, dass wir Stille Nacht singen." Aus gutem Grund: "Ich habe vor ein paar Jahren nach der Entstehung des Liedes geforscht und darüber Diavorträge gehalten", berichtet er.
Am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag kämen traditionell Groß und Klein zusammen. "Bis auf mein viermonatiges Enkelkind singen alle anderen fleißig mit." Am ersten Weihnachtsfeiertag freut er sich dann auf die Kempter-Messe: "Sie ist erst recht flott und hat später Melodien drin, die zu Herzen gehen."
Sangesfreudig
Seit 33 Jahren leitet Werner Böck den gemischten Chor von Roßhaupten. Er stammt aus einer sehr sangesfreudigen Familie - und hat auch selbst eine solche. "Stille Nacht, Ihr Kinderlein kommet, Oh Tannenbaum - bei uns fehlte nichts", erinnert er sich an die Zeiten, als Tochter und Söhne den weihnachtlichen Familiengesang mit Klavier und Flöte begleiteten.
Am Heiligabend war nach drei Liedern die Kindergeduld vorbei. "Aber an den Adventsabenden, da haben wir länger gesungen". Werner Böck kennt richtig schöne Nikolaus- und Adventslieder, die er jetzt auch mit seinem Chor anstimmt. Was er an der Kempter-Messe so schätzt, ist die Tatsache, "dass der Chor die einfach gerne singt und ohne Soli auch die Höhen schafft. Das macht einfach Freude, das ist eine runde Sache."