Netzwerk Hospizhelfer, Pflegedienste und Palliativkräfte sorgen Hand in Hand für würdiges Lebensende Schwerstkranker zu Hause">

Artikel: Sterbende und Angehörige nicht allein lassen

31. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Netzwerk Hospizhelfer, Pflegedienste und Palliativkräfte sorgen Hand in Hand für würdiges Lebensende Schwerstkranker zu Hause

Marktoberdorf | sg | Das Sterben als einen Teil des Lebens begreifen - dieser Gedanke ist den Hospizhelferinnen vertraut. Sie stellen sich der Aufgabe, Sterbende zu begleiten. Lucille Reichart tut dies, weil "Sterbende hilflos und einsam sind", Sophie Hummel, weil für sie diese Tätigkeit beglückend ist. Aus eigener Erfahrung als Angehörige weiß Sophie Streif, wie wichtig es ist, dass einem jemand zur Seite steht, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Sie alle sind in Marktoberdorf und Umgebung für den Hospizverein Kaufbeuren-Ostallgäu ehrenamtlich tätig.

Im Mittelpunkt dieser sterbebegleitenden Arbeit steht die palliative Fachberatung. Hier laufen die Fäden zusammen, die von den Hospizhelfern, von Ärzten, Sozialstationen und anderen Pflegediensten oder Angehörigen ausgehen. Zu diesem Netzwerk zählt darüber hinaus die geistliche Betreuung. "Patient und Angehörige entscheiden, wie weit diese angebotene Hilfe gehen soll", sagt die Palliativ-Fachkraft Heidi Hailand vom Hospizverein, die mit einer weiteren Kollegin ihren Sitz in Kaufbeuren hat. Sie führt in der Regel das erste Gespräch mit den Betroffenen und entsendet einen geeigneten Hospizhelfer. "Wir wollen das Sprachrohr des Patienten sein."

Im Bereich des Vereins gibt es aktuell 20 Begleitungen. Sie nähmen eine immer wichtigere Rolle ein, sagt der Vorsitzende des Hospizvereins Kaufbeuren/Ostallgäu, Andreas Knie. Das Netzwerk sei bereits gewachsen, aber bei weitem noch nicht dicht genug. Viel stärker müsse das Thema Sterben in die Öffentlichkeit gebracht werden und damit die Bedeutung der Hilfe in den letzten Wochen und Stunden des Lebens. Denn die Gesellschaft habe sich verändert. Die Großfamilie, die den Sterbenden traditionell mitgetragen hat, gebe es nicht mehr.

Dies unterstreicht auch der Marktoberdorfer Diakon Elmar Schmid, der im Hospizverein Mitverantwortung trägt. Die Sterbekultur, wie sie einst im Verbund mit Verwandten und Nachbarn bestanden habe, gebe es nicht mehr - allenfalls in Ansätzen in dem einen oder anderen Dorf.

"Der Bedarf an Sterbebegleitung ist vorhanden", weiß auch Gisela Lehmeyer, die lange die Einsätze der Marktoberdorfer Hospizhelferinnen leitete. Aber ohne Vertrauen und Vertrautheit gehe dies nicht. Daher sei es wichtig, Leute aus dem Ort als Hospizhelfer zu gewinnen. Bei der Begleitung durch ehrenamtliche Hospizhelfer geht es auch um die Angehörigen. Die Hinterbliebenen werden häufig über den Tod des Verwandten hinaus begleitet, "solange sie dies wollen.".

Pflege in vertrauter Umgebung

Immer öfter verbringen Patienten mit unheilbaren Krankheiten die letzte Phase ihres Lebens nicht mehr in Krankenhäusern, sondern dank einer fortgeschrittenen Palliativmedizin zu Hause. Dieser veränderten Lage werden derzeit auch die Gesetzgebung und die Finanzierung der Palliativpflege durch die Krankenkassen angepasst.

Um sich optimal um den Sterbenden und die Angehörigen kümmern zu können, sei ein gutes Netzwerk nötig, sagt Heidi Hailand. Dies unterstreichen Ludwig Bertl als Geschäftsführer der Kirchlichen Sozialstation Marktoberdorf-Obergünzburg und deren Pflegedienstleiter Michael Diepolder. Zwei Krankenschwestern der Sozialstation, Sabine Frühholz und Andrea Beranek, machen derzeit die Ausbildung zur Palliativ-Fachkraft.

"Die Pflege", so Diepolder, "spezialisiert sich heute immer mehr". Daher müsse auch dieser Dienst von der Sozialstation angeboten werden.