EU- Norm legt 'Fallschutz' unter Spielgeräten fest Von Nicole Siebert Kempten/Oberallgäu Ob am Meer oder zu Hause. Kinder lieben Sand. Damit kann man Kuchen backen, Sandburgen bauen, ferngesteuerte Autos über eine Rennbahn flitzen lassen und vieles mehr. Auf den Kinderspielplätzen in Kempten und dem Altlandkreis gibt es allerdings nur noch die kleinen Kisten Sand. Unter den Spielgeräten ist der gelbfarbene Baustoff meist verschwunden. Schuld daran ist eine EU-Norm, die den Städten und Gemeinden vom TÜV empfohlen wurde und die nicht überall auf Begeisterung stößt.
'Wir werden nun nach und nach den Sand unter Schaukeln und Klettergerüsten an unseren rund 20 Spielplätzen gegen Riesel austauschen', sagt Herbert Schif vom Liegenschaftsamt in Altusried. Nach einer neuen EU-Norm seien sogenannte 'Crash-Tests' durchgeführt worden, die den Fallschutz verschiedener Bodenbeläge prüften. 'Riesel hat einen hohen Fallschutz und wurde uns vom Tüv empfohlen', begründet Schif die Maßnahme der Gemeinde.
Fallschutz hin oder her, manchen Eltern gefällt diese Aktion ihrer Gemeinde ganz und gar nicht. Und sie sehen ihre Kinder in Gefahr. 'Die Kinder beschmeißen sich mit den Steinchen', beschweren sich einige Mütter. Das könne ganz schnell ins Auge gehen.
In Kempten hat man schon vor Jahren den Sand unter Klettergerüsten ausgebaggert und gegen Riesel ausgetauscht. Für Stadtgärtner Uwe Gail hat dieses Material entscheidende Vorteile. 'Erstens hinterlassen Hunde und Katzen ihr Geschäft nicht im Riesel und zweitens gefriert das Material im Winter nicht.' Außerdem entfalle der jährliche Austausch des Sandes. Riesel ist damit viel billiger. Kemptens Kinder können aber weiterhin Sandburgen bauen, denn das Team von Stadtgärtner Gail rückt in etwa drei Wochen wieder aus, um den Sand in den Kästen auszutauschen. Allerdings werden die Burgen wohl etwas kleiner ausfallen müssen. 'Die Sandkästen sind bewusst klein gehalten, damit er von den Tieren nicht so stark verschmutzt wird', begründet der Stadtgärtner.
'Das ist kein glücklicher Einfall', sagt dagegen Kemptens Kinderschutzbeauftragte Ingrid Jähnig zum Boden-Austausch. 'Wer soll da noch etwas bauen?', fragt sie sich. Für sie steht noch immer kreatives Gestalten im Vordergrund, wenn es um Spielplätze geht. Mit Riesel sei dies allerdings nicht möglich.
Noch hat die Gemeinde Haldenwang sechs Kinderspielplätze, auf denen unter anderem Riesel für die Sicherheit der spielenden Kinder sorgt. Sandeln kann man allerdings nur auf drei Plätzen. 'Das ist nicht der Idealfall', gibt Bürgermeister Anton Klotz zu. Grund dafür seien auch da die Verunreinigungen der Sandkisten durch Tiere. 'In der Mittagspause und über Nacht werden die Sandkästen deshalb abgedeckt', sagt Klotz. Während auf manchen Spielplätzen die Kreativität durch den Riesel verloren geht, gibt es am Börwanger Kindergarten schon Ende Mai ein Dorado zum Matschen und Bauen. Auf einem naturnah gestalteten Spielplatz wird es Weidentipis, eine Erdröhre, Kies- und Sandflüsse und mehr geben. Und natürlich Erde und Sand zum Burgenbauen. Schon seit Jahren hat die Stadtgärtnerei den Sand unter Spielgeräten auf Kinderspielplätzen ausgebaggert und gegen Riesel ersetzt. Für die kleine Franziska aus Kempten hat sich nit viel geändert. Sie saust am liebten die Rutsche hinunter. Foto: Martina Diemand.