Auslandsauftrag Soldat aus Kempten bis März in Afghanistan stationiert - In der Heimat wartet die Familie auf seine Rückkehr">

Artikel: Statt besinnlicher Weihnacht ein gefährlicher Einsatz

9. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
bundeswehr

Auslandsauftrag Soldat aus Kempten bis März in Afghanistan stationiert - In der Heimat wartet die Familie auf seine Rückkehr

Kempten/Kunduzl kg/az lAn Weihnachten zieht es die Menschen zu ihrer Familie nach Hause. Aber nicht alle können die Festtage in der Heimat feiern. Hauptfeldwebel Hans-Joachim B. (Name aus Sicherheitsgründen verkürzt) zum Beispiel wird Heiligabend 5000 Kilometer weit weg vom Allgäu verbringen. In einem Militärlager in Afghanistan. Der Kemptener gehört zum Gebirgsaufklärungsbataillon 230 aus Füssen, das bis Ende März im nordafghanischen Kunduz im Einsatz ist.

Seit 21 Jahren pendelt der Hauptfeldwebel von Kempten zu seiner Bundeswehrdienststelle nach Füssen. Hans-Joachim B. ist bodenständig: "Meine Frau und die ganze Verwandtschaft lebt und arbeitet in und um Kempten, die Kinder wachsen hier auf und wir fühlen uns wohl - deswegen nehme ich das Fahren gerne in Kauf."

Allerdings gibt er zu, dass es ihm als junger Rekrut nicht im Traum eingefallen wäre, schließlich so weit weg von Kempten - in Afghanistan - zu landen. Dort ist er als "Mädchen für alles" in der Aufklärungskompanie des deutschen Wiederaufbauteams Kunduz zuständig. Die 50 Spezialisten in Sachen Aufklärung sind quasi das "Auge" des Aufbauteams sowohl aus der Luft wie am Boden. Sie beobachten mit ihren Hightech-Systemen das Gelände rund um das Feldlager bei Tag und vor allem bei Nacht.

Es gilt, Bedrohungen für das Lager oder außerhalb für Patrouillen so früh wie möglich zu erkennen.

Und bedroht sind die deutschen Soldaten. Nach fast vier Wochen Einsatz kennt der Kemptener Hauptfeldwebel die raue afghanische Wirklichkeit: "Es hat schon Anschläge gegeben. Aber wir hatten bisher immer Glück und es wurde niemand ernstlich verletzt."

Von der ständigen Gefahr dürfe man sich nicht verrückt machen lassen. "Wir gehen ohne Angst aber mit dem nötigen Respekt an unsere Aufgabe heran", sagt Hans-Joachim B. Jedem sei klar, dass der Auftrag in Kunduz schwierig ist, wohl der schwierigste, den deutsche Soldaten in Afghanistan zur Zeit haben.

Warum nimmt der Kemptener diese Gefahren und Strapazen Tausende Kilometer von der Allgäuer Heimat entfernt auf sich? "Unser Auftrag ist es, Afghanistan ein Stück sicherer zu machen und dem Land nach 30 Jahren Krieg und Bürgerkrieg zu helfen." Das sei schwer. Verglichen mit Deutschland mute das Land fast mittelalterlich an.

Mehrheit begrüßt Einsatz

Trotzdem gebe es auch positive Zeichen: Die überwältigende Mehrheit der Menschen in Afghanistan begrüße den Einsatz der Nato-Truppen - trotz ihrer miserablen Lage. "Vor allem die Kinder empfangen uns mit offenen Armen", hat der Hauptfeldwebel erlebt.

Und was ist mit seinen eigenen Kindern? "Weihnachten steht vor der Tür - das werden für meine Kleinen nicht gerade einfache Tage. Meine Frau und die restliche Familie machen sich natürlich auch Sorgen", sagt Hans-Joachim B. Umso mehr freut er sich auf das Wiedersehen im März.