Der Anteil der über 65-Jährigen im Landkreis und in der Stadt Memmingen wird sich bis zum Jahre 2025 auf über 22 Prozent erhöhen, so die Schätzung von Experten. Damit werde auch die Zahl der Pflegefälle dramatisch zunehmen. Um rechtzeitig die Weichen zu stellen, will der Kreis in Zusammenarbeit mit Bürgern und Fachleuten ein Seniorenkonzept unter dem Motto "Ambulant vor Stationär" erstellen. Eine erste Informations-Veranstaltung fand nun im Mindelheim statt.
Rund 160 Vertreter aus Senioreneinrichtungen, ambulanten Diensten, der Ärzteschaft, Seniorenbeauftragten, Kirchenvertretern, Bürgermeistern und Kreisräten tauschten in einem "Expertengespräch" ihre Erfahrungen aus. Dabei machten sie deutlich, worauf geachtet werden sollte, um den Bedürfnissen der Senioren im Landkreis gerecht zu werden. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen ausgewertet und fließen in Fragebögen ein, die ab Ende Februar an über 2000 Bürger im Landkreis verschickt werden sollen. Die Fragebögen werden nach dem Zufallsprinzip verschickt. Ebenfalls in die Fragebogenaktion werden Bürgermeister und die verschiedenen Pflegeeinrichtungen einbezogen. Alle Beteiligten wünschten sich:
l ein funktionierendes Netzwerk
l eine Anlaufstelle, von der aus die verschiedenen Angebote gesammelt und weitergegeben werden
l weitere Möglichkeiten, um pflegende Angehörige zu entlasten - nicht nur bei der Pflege, sondern vor allem auch im Alltag.

Pflegeberaterin Gina Denk berichtet aus ihrem Beratungsalltag
Gesundheitsminister Klaus Holetschek besucht Memminger Pflegestützpunkt
"Pflegende Angehörige aber auch das Pflegepersonal stehen unter einem ungeheuren psychischen Druck", erklärte Prof. Birgit Vosseler von der beauftragten Hochschule Ravensburg-Weingarten. Die Angehörigen benötigten Freiräume. "Ambulant vor Stationär", so könne man das Grundziel des neuen Seniorenkonzepts zusammenfassen, betonte Vosseler. Hierfür müssten jedoch die Voraussetzungen in den Gemeinden geschaffen werden. Dazu gehörten eine gute Nahversorgung, ambulante Pflegedienste und ein dichtes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Teilnehmer diskutierten über Themen wie Ehrenamt, Vernetzung ärztlicher Versorgung, Barrierefreiheit und "Selbstbestimmung im Alter". Das Ergebnis der Befragung wird Diskussionsgrundlage für ein politisches Begleitgremium sein. Im Herbst soll das neue Konzept vom Kreistag verabschiedet werden. Die Umsetzung werde mehrere Jahre in Anspruch nehmen, so Prof. Axel Olaf Kern von der Hochschule Ravensburg-Weingarten.