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    Bernd Dassel hat nicht sofort die Entscheidung getroffen. Er nahm sich, wie von seiner Frau geraten, eine Bedenkzeit von einer Nacht. Am nächsten Morgen aber war für den Moderator der renommierten Gesprächsrunde "Talk im Bock" in Leutkirch klar: Auma Obama, die Halbschwester des US-Präsidenten, wird im Dezember nicht ins Allgäu kommen und das Spendengeld dieser Talkreihe bekommen, das sich am Ende jeden Jahres auf mehrere Zehntausend Euro summiert und einer sozialen Einrichtung zugutekommt. Dassel setzte sich vielmehr an den Computer und lud die für die Hilfsorganisation "Care" tätige Auma Obama aus.

    Eine einmalige Entscheidung in der Geschichte des "Talk im Bock", die Dassel so erklärt: "Sie stellte seltsame, um nicht zu sagen dreiste Forderungen. Für mich waren damit journalistische Grenzen eklatant überschritten." Beispiel: Er hätte während des Interviews mit keinem Wort erwähnen dürfen, dass Auma Obama die Halbschwester des US-Präsidenten ist. Oder: Sie wollte im Vorfeld einen schriftlichen Gesprächsverlauf des Abends haben - und entsprechende Fragen, die ihr nicht gefallen, ausklammern.

    "Wenn ich solche Zugeständnisse mache", glaubt Dassel, "schade ich der Veranstaltungsreihe." Also lieber auf jene Frau verzichten, die einst in Bamberg studierte, derzeit an einem Buch schreibt und für "Care" in Kenia arbeitet.

    Freuen dürfen sich Bernd Dassel und die Gäste von "Talk im Bock" allerdings in diesen hohen Tagen der Fußball-Weltmeisterschaft auf einen prominenten Schiedsrichter: Am Montag, 28. Juni (20 Uhr), kommt Herbert Fandel in die Cubus-Mensa nach Leutkirch. Dieser gehörte lange zu den profilierten Unparteiischen dieses Landes und sitzt nun als Chef im DFB-Schiedsrichterausschuss.

    Ein Schwergewicht seiner Zunft, der viermal zum "Schiedsrichter des Jahres" gewählt wurde, bei Europameisterschaften, Olympischen Spielen und auch in der Champions-League stets auf Ballhöhe war und dieser Tage in einem Interview mit "Sport1" zur aktuellen WM-Lage meinte: "Fabiano hätte die Wahrheit sagen sollen. Das erwarte ich von einem Spieler auf seinem Niveau.

    " Im Klartext: Der Brasilianer hätte laut Fandel ein Handspiel vor seinem Treffer im Spiel gegen die Elfenbeinküste gestehen sollen.

    Kein Tunnelblick

    Dieser Herbert Fandel ist ein interessanter Typ und alles andere als ein Mensch mit eindimensionalem Tunnelblick. Sein Hauptberuf: Pianist. Richtig gelesen. Fandel blies nicht nur 30 Jahre in die Pfeife, sondern versteht es meisterhaft, seine Finger über die Klavier-Tasten gleiten zu lassen. Eine der bedeutendsten Auszeichnungen in seinem Leben als Musiker: Fandel gewann 1988 den Mendelssohn-Wettbewerb in Köln. Es folgten Konzerte, Rundfunk-Aufnahmen und die Anstellung als Leiter der Musikschule in Bitburg-Prüm.

    "Manchmal werde ich schon wehmütig"

    Dennoch entschied er sich gegen eine Karriere als Konzertpianist ("Manchmal werde ich schon wehmütig") und für jene als Schiedsrichter. Immerhin: Zu Hause geht mitunter musikalisch die Post ab: Mit Vater Fandel und den beiden Söhnen - bei Stücken für sechs Hände von Sergej Rachmaninoff.

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