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Stahl-Brücke zu den Kelten

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Stahl-Brücke zu den Kelten

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    Künstlergruppe zeigt große Skulpturen bei Bernbeuren. Von Gabriele Schroth Bernbeuren (gsc). Klassische Tradition und moderne Kunst verschränken sich in der Privatinitiative einer Künstlergruppe um den Bernbeurener Maler und Bildhauer Christian Chuber, die auf einem Hügel neben dem Haslacher See vier hohe Stahlskulpturen installiert haben. Sie schlagen eine neue Brücke zur traditionsreichen Kulturlandschaft zwischen dem bereits keltisch besiedelten Auerberg und der römischen Via Claudia Augusta.

    Mitten in den Wiesen erhebt sich bei Bernbeuren neben dem Haslacher See eine schmale Hügelkuppe, die einen spektakulären Rundblick bietet auf die Voralpenlandschaft. Doch weniger auf die barocke Kunstlandschaft, vielmehr auf die Spuren der Kelten und Römer bezieht sich Chuber, der seinen Hügel nach der vom griechischen Geographen Strabo erwähnten keltischen Siedlung 'Damasia' auf dem Auerberg 'area damasia' bezeichnet. Dieser bedeutsame Kulturraum inspirierte die vierköpfige Künstlergruppe zu ihrem weithin sichtbaren Kunstakzent. Mit Stahlskulpturen wollen Hannelore Heigl, Iris Freifrau von Fircks-Huth, Joachim Maria Hoppe und Christian Chuber die frühe Kulturlandschaft wieder erlebbar machen.

    Geradezu sinnfällig erscheint hier die Arbeit des in Thaining lebenden Bildhauers Joachim Maria Hoppe, der eine gediegene handwerkliche Bildhauerausbildung absolvierte, ehe er sein Diplom an der Münchner Kunstakademie erwarb. Ungewöhnlich für diesen Künstler ist der freie Standort seiner Plastik, da er stets in enger Verbindung mit dem Ambiente, vor allem mit Kunst am sakralen Bau, arbeitet. Doch auch hier spricht Hoppe sein Hauptthema an, die Kommunikation, und fast direkt scheinen die an einem langen Stab aufgereihten silbrigen Buchstaben und Ziffern, die von einer gebogenen mattrostroten Stahlplatte gehalten werden, in Zwiesprache zu treten mit der Schönheit der ausgebreiteten Landschaft und dem antiken Erbe.

    Zwiesprache mit Antike

    Auch die Münchner Künstlerin Hannelore Heigl macht in ihrer vor Ort nach einem Modell zusammengeschweißten drei Meter hohen Stahlskulptur diesen Bezug augenscheinlich. Auch die weitgehende Autodidaktin bleibt ihrer intuitiven und stets raumbezogenen Arbeitsweise treu. In ihren Kunstobjekten schwingen immer unbewusste, archaische Erinnerungen mit, bindet sie Naturkräfte ein, die Vergänglichkeit und Erneuerung bewusst machen. Heigl benutzt gern 'arme' Materialien, auch hier belässt sie die Stahlvierkanthölzer roh. In der exponierten Lage erscheint ihre Skulptur wie ein Rahmen für die Landschaft dahinter, die sie in immer neuen Bildausschnitten und im Wechsel der Jahreszeiten und der Wetterstimmungen sichtbar macht.

    Chubers Arbeit dagegen scheint sich schwerelos in den Himmel zu recken mit verschweißten Röhren und Bögen aus Stahl, einem Abfallprodukt der heimischen Industrie. Sie kann als Zeichen gelten für den vielfältig gewundenen Entwicklungsweg von Geist und Kultur. Als Pendant zu Chubers 'String'-Röhre wartet ein massiger Felsklotz als Symbol der Schwerkraft und dauerhafter Materie am Fuße des Hügels auf seine Installation.

    Weitere Arbeiten des wieder in Bernbeuren ansässigen Malers und Bildhauers Christian Chuber zeigt zur Zeit die Galerie von Iris Freifrau von Fircks-Huth in Fuchstal-Leeder. Auch sie hat für das Bernbeurener Projekt den Werkstoff Stahl aufgegriffen und vier unterschiedliche Stahlstützen zusammengeschweißt. Aufstrebend und sich kreuzend wirken sie wie eine große Synthese aus den verschiedenen Zeiten und Kulturen zwischen Auerberg und Lech.

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