von verena kaulfersch|MemmingenDie Krähen bewegen in Memmingen weiterhin die Gemüter. Ein neuer Vorschlag kommt von Stadtrat Dr. Hans-Martin Steiger (SPD): Man solle sich erkundigen, ob eine Ausnahmegenehmigung für das Vorgehen gegen die Vögel zu erreichen ist, so Steiger in einem Brief an Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger. Bislang darf man die Saatkrähe nicht jagen, da sie als gefährdete Art unter Schutz steht.
Steiger verweist auf eine Regelung in Vorarlberg (Österreich). Das Jagdgesetz des Bundeslandes sieht laut Michael Metzler, Jagdsachbearbeiter der Bezirkshauptmannschaft Bregenz, den Schutz der Rabenvögel vor. Eine Ausnahme gilt aber für die Rabenkrähe. Sie darf Metzler zufolge in den Monaten August bis Februar gejagt werden, aber nur, wenn mildere Maßnahmen erfolglos blieben und großer Schaden für landwirtschaftliche Kulturen drohe.
In Memmingen ist es die Saatkrähe, die viele Menschen als Plage empfinden. Zwei große Kolonien finden sich in einem Wäldchen am Hühnerberg und auf dem Waldfriedhof. Die Vögel lassen ihren Kot auf Wege, Grabsteine und Personen fallen. Zudem gibt es Klagen über Lärmbelästigung durch die Tiere. Mit Genehmigung der Regierung von Schwaben versuchte man, die Tiere zu vertreiben - ohne Erfolg.
Holzinger und seine Kollegen aus Mindelheim und Buchloe, wo es ebenfalls Probleme mit den Krähen gibt, trafen sich nun mit Landwirtschaftsminister Josef Miller zu einem Gespräch und suchten nach neuen Herangehensweisen.
Genehmigung beantragen
Laut Holzinger gelten die Tiere nach dem Bundesjagdgesetz als 'nicht jagdbares Wild'. Nun soll der Krähen-Bestand erhoben werden. 'Ausgehend davon wollen wir beim Gesetzgeber eine Änderung beantragen, nach der ein Abschuss in Ausnahmefällen möglich ist.' Auch wenn die Jagd erlaubt werden sollte, ist sie Holzinger zufolge innerhalb von bebauten Gebieten nicht gestattet. Man werde es dort aber weiter mit 'Vergrämungsaktionen' versuchen.
Andreas von Lindeiner, Artenschutzreferent beim Landesbund für Vogelschutz, findet das auch sinnvoller. 'Die Saatkrähe ist eine gefährdete und geschützte Art.' Auch bringe es wenig, die Tiere abzuschießen. Es sei schwierig, gezielt die Krähen einer Kolonie und nicht durchziehende Tiere zu töten.
Ihm sei aber durchaus bewusst, dass die Vögel teils gravierende Schäden anrichten. Er rät zu einer 'konsequenten Vertreibungsaktion im Vorfeld der Brutsaison'. Miller will mit dem Umweltministerium in Kontakt treten: 'Es ist Zeit, sich dieses Themas grundsätzlich anzunehmen.'