Kaufbeuren: Stadt setzt auf "Glaubwürdigkeit"

21. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
mathias wild

Mobilfunk - Neue Anfragen der Anbieter nach Antennenstandorten

Mobilfunkanlagen bleiben ein heißes Eisen. Der Stadt liegen mehrere Schreiben von Mobilfunkanbietern wegen neuer Suchkreise vor, welche die Lage des für sie optimalen Mobilfunkstandortes zeigen. In der Regel handelt es sich dabei um Basisstationen für UMTS-Mobilfunksendeanlagen (siehe Wortweise). Zusätzlich werden aber auch noch Standorte für die Verdichtung des GSM-Netzes benötigt, um die Versorgung für die Benutzung von herkömmlichen Handys zu verbessern. Wie der städtische Baureferatsleiter Ralf Baur vor den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses sagte, stünden die Aufrüstungen bestehender Anlagen ebenso im Raum wie Neubauten.

Der starke Bedarf an Mobilfunkeinrichtungen seitens der Betreiber bringt die Stadt indes nicht von ihrer bisherigen Linie ab, konkrete Suchkreisanfragen von Mobilfunkanbietern auf eine Minimierung an Immissionen hin geprüft werden. Standorte für neue Basisstationen werden demnach von einem Fachinstitut untersucht. Den Vorteil dieser Einzelfallprüfung sieht die Stadt trotz nicht vorhandener rechtlicher Bindung in der höheren Akzeptanz durch Betreiber und Bürger.

Stadt beruft sich auf Wissenschaftler

Die Kommune beruft sich bei ihrem Vorgehen auf den mobilfunkkritischen Wissenschaftler Dr. Lebrecht von Klitzing, der sie berät.

Da sich vor allem mit der UMTS-Technologie ein neues Kapital auftut, hält es der Experte laut Baur in der aktuellen Entwicklung für sinnvoll, sich an einer Diskussion zu UMTS-Standorten nicht zu beteiligen. "Voraussetzung ist, dass es sich ausschließlich um UMTS-Anlagen und nicht um kaschierte GSM-Anlagen handelt", so von Klitzing.

Der Fachmann bewertet eine Planung mit kommunaler Beteiligung mit dem Ziel einer Immissionsminimierung bei UMTS als schwierig. So gibt es seinen Angaben zufolge "keine belastbaren Daten hinsichtlich biologischer Relevanz". UMTS-Funkzellen seien zudem sogenannte "atmende" Zellen, das heißt, dass je nach Bedarf und Auslastung die emittierte Leistung schwankt. So komme es oft zu der Situation, dass UMTS-Sender nur ein Pilotsignal mit entsprechend geringer Leistung abgeben.

"Insgesamt befindet man sich dabei auf dünnem Eis, zumal wir nicht mit dem bei GSM gut greifenden Argument der gesundheitlichen Vorsorge aufwarten können", so von Klitzing. Der Wissenschaftler rät, sich in Kaufbeuren mehr auf GSM zu konzentrieren und sich bei UMTS angesichts der mageren Forschungsergebnisse zurückzuhalten, "um unsere Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen".