Von Sibylle Mettler |ImmenstadtDie Untersuchungen sind gemacht, die Ergebnisse präsentiert - wird sich nun an den Leerständen in der Immenstädter Innenstadt etwas ändern? Die Einzelhändler und Dienstleister setzen jedenfalls große Hoffnungen darauf, dass sich mit Hilfe der Stadtmarketinggesellschaft CIMA vieles zum Besseren wendet. Über die Innenstadt-Entwicklung sprachen wir mit Bürgermeister Armin Schaupp.
Die CIMA hat in Immenstadt Entwicklungsmöglichkeiten gezeigt, wie die Innenstadt attraktiver wird. Dabei müssen aber Bürger, Geschäftsleute und Stadt mit anpacken. Welche Chancen sehen Sie, dass das realisiert wird?
Schaupp: Das vorrangige Ziel der Stadt ist, Privatinvestitionen auszulösen. Die Stadt kann nur daran arbeiten, dass die Rahmenbedingungen optimal sind. Das hat sie getan. Der Rest richtet sich nach den Gesetzen des Marktes. Die Stadt hat das Dobler-/Höß-/Bahnhof-Gelände zusammengeführt. Dazu wird im November ein erster Bauentwurf präsentiert.
Bei der Quartierentwicklung wird die Realisierungswahrscheinlichkeit von der Finanzkraft der Stadt abhängen, weil die Stadt nach diesem Modell bei der Sanierung ein Viertel zuschießen muss. Und die Finanzsituation der Stadt ist dramatisch.
Was heißt das konkret?

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Schaupp: Wenn die Finanzsituation sich nicht bessert, sehe ich derzeit keine Möglichkeiten, dass die Stadt hier etwas zuschießen kann.
Was für einen Sinn macht es dann, sich überhaupt um das Förderprogramm zu bewerben?
Schaupp: Es dauert allein ein Jahr, bis wir eine Rückmeldung erhalten, ob wir in dem Programm aufgenommen werden. Das ist langfristig und auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Wir müssen jetzt schauen, wie wir parallel die Wirtschaftskraft der Stadt stärken. Und im Zuge dessen sehen wir, welche Finanzmittel wir für die Innenstadtentwicklung zur Verfügung haben, wenn die Einnahmesituation sich verbessert.
Wie realistisch ist es denn, dass sich bei den Einnahmen etwas tut?
Schaupp: Wir leben doch in einer globalen Welt. Was denken Sie, wie sich die gegenwärtige Finanzkrise auf die Stadt niederschlagen wird! Unsere Gewerbesteuereinnahmen hängen im Wesentlichen von einem Betrieb ab. Das ist eine Strukturschwäche.
Noch einmal auf die Frage zurück
Schaupp: Ob sich die Einnahmesituation verbessert, hängt von vielen Faktoren ab. Wenn wir neue Gewerbegebiete ausweisen: Wie schnell werden diese von Unternehmen besiedelt? Sind die Firmen in der Lage, Gewinne zu erzielen? Was für Auswirkungen hat die Entwicklung am Dobler-/Höß-/Bahnhof-Gelände? Gelingt es uns, einen Interessenten in Bühl für den Bereich Riemengasse zu finden, der ein Hotel oder einen Gasthof und wie man das auch immer nennen mag, entwickelt?
"Habe ich nicht in der Hand"
Wie sieht es also um die Realisierungswahrscheinlichkeit aus?
Schaupp: Da mag ich eigentlich nichts dazu sagen, weil ein Bürgermeister das nicht alleine in der Hand hat.
Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken der Stadt?
Schaupp: Dass wir durch die Realisierung der vierspurigen B 19 jetzt an einer Entwicklungsachse sitzen. Wir haben durch die Hochwasserschutz-Maßnahmen künftig noch Möglichkeiten, Gewerbegebiete auszuweisen. Momentan haben wir keine Gewerbeflächen anzubieten. Eine Stärke sehe ich darin, dass Immenstadt in Verbindung mit dem Alpsee ein Unikat-Bereich ist mit Bergen und Seen. Den Bereich Bühl müssen wir touristisch stärken.
Sie betonen, dass Sie den Hofgarten als Gegenschwerpunkt zum Dobler-/Höß-/Bahnhof-Areal entwickeln wollen. Von der geografischen Lagen wäre eher der Marienplatz ein Gegenpol. Warum also der Hofgarten? Und wie wollen Sie verhindern, dass die Bürger am Rand der Stadt parken, zum Hofgarten gehen und wieder fahren? Dass also die Innenstadt davon nichts abbekommt?
Schaupp: Wir verfolgen eine Mehr-Platz-Strategie. Dabei muss man bedenken, was man aus den gegebenen Randbedingungen entwickeln kann. Am Marienplatz und seinem Umfeld sind viele Gebäude unter Denkmalschutz. Da kann man kein modernes Einkaufsgebäude hinstellen. Dort werden sich meiner Ansicht nach automatisch die Themen Café, Krempel, Kunst, Gastronomie, Flair entfalten. Auf der anderen Seite entwickelt sich das Dobler-/Höß-/Bahnhof-Areal zu einem modernen Einkaufszentrum.
Das wird der Anlaufmagnet werden, und dem müssen wir etwas anderes entgegensetzen. Jetzt müssen wir Reize setzen, die Menschen in die Stadt hereinzubekommen. Deshalb ist es wichtig, dem Hofgarten mehr Aufgaben zuzuweisen als er heute hat. Jetzt ist er tagsüber nicht frequentiert.
Und wie bekommt man die Leute dann Richtung Marienplatz?
Schaupp: Wenn die Leute animiert werden, Richtung Bahnhof und Richtung Hofgarten zu gehen und die Gebäude am Marienplatz ansprechend sind, werden sie hindurchschlendern.
Ein anderes Thema: Viele schütteln den Kopf, weil der erste Bürgermeister bei vielen Terminen mit Außenwirkung nicht anwesend ist. Was entgegnen Sie denen?
Schaupp: Ich nehme die Aufgaben wahr, die die Pflichtaufgaben der Stadt sind. Aber ich nehme derzeit keine wahr, wo Small Talk geredet wird, weil ich mir das nicht leisten kann. Ich steuere die Prozesse und löse viele Aufgaben persönlich. Das ist meiner Meinung nach das wichtigste, um die Stadt voran zu bringen. Jeder Bürgermeister muss seinen Weg bezogen auf seine Situation finden.
Es gibt auch Beschwerden, das die Informationspolitik der Stadt, vor allem, was Termine angeht, lückenhaft sei. Was sagen Sie dazu?
Schaupp: Trifft nicht zu!