Von SUsi Donner|LindenbergSeit 150 Jahren spielt der TV Lindenberg eine bedeutende Rolle im sportlichen und gesellschaftlichen Leben der Bergstadt. Der Vorsitzende Dr. Egon Hartmann lud die Gäste des Festaktes in der Aula des Gymnasiums ein, mit ihm gemeinsam eine spannende Zeitreise zu unternehmen.
Mit dem Buchhalter Jean Paul Huber fing das organisierte Turnen in Lindenberg an. Er griff die Idee von Turnvater Jahn auf, turnte mit ein paar jungen Männern ab dem Sommer 1858, sonntags nach dem Gottesdienst auf einer Viehweide in der heutigen Hirschbergstraße oder bei Regen in der Tenne des alten Mesnerhauses. Der Turn- und Feuerwehrverein Lindenberg wurde gegründet - was gut zusammenpasste, denn für den anstrengenden Dienst der Feuerwehr wurden sportliche und leistungsfähige Männer gebraucht. Die Turner hatten damals schon begeisterte Zuschauer, sie bekamen viel Ansehen und wurden bald von benachbarten Orten zu Turnfesten eingeladen. 1903 wurde schließlich ein selbständiger Turnverein gegründet, weil immer mehr Männer und zunehmend jugendliche Turner zum Verein kamen. Die erste Damenriege wurde 1912 mit zwölf Turnerinnen gegründet - sie hatten die gleichen Rechte und Pflichten wie die männlichen Turner, und das war für die damalige Zeit ein mutiger Schritt.
Zwischen damals und heute liegen Jahrzehnte ereignisreicher Vereinsgeschichte. Es gab Blütezeiten mit stürmischer Aufwärtsentwicklung und Krisen, durch Kriege und wirtschaftliche Notzeiten. Doch die Turner hielten das Vereinsleben auch in diesen schwierigen Jahren aufrecht. Seit dem Neubeginn 1903 bis heute hat sich der TVL von einem einfachen Turnverein zu einem Verein mit einem sehr vielseitigen Sportangebot entwickelt.
Heute gehören ihm über 1800 Mitglieder an, die in zehn Fachabteilungen, vielen Breitensportgruppen und speziellen Gesundheitsgruppen trainieren. Damals wurde in einer Tenne oder auf der freien Wiese mit selbstgebauten Geräten geturnt - heute in fünf Hallen, einem Stadion, einem Tanzsportheim und zwei Hallenbädern. Damals war Turnen reine Männersache, heute ist es selbstverständlich, dass auch Frauen und Mädchen Sport betreiben und dass es Gruppen für jede Altersstufe gibt, von Kleinkindern bis zu den Senioren.
Die beiden Weltkriege beutelten den Verein - aber immer wieder fanden sich genügend engagierte Menschen, um ihn wieder aufleben zu lassen. Durch den Bau der Turnhalle am Gymnasium 1956, an dem sich der TVL finanziell beteiligte, konnte das sportliche Angebot des TVL mit den Sportarten Volleyball, Basketball, Karate, Taekwondo, Tanzsport, Aikido und einigen Trendsportarten erweitert werden.
Ein besonderes Augenmerk legt der TVL seit vielen Jahrzehnten auf den Gesundheits- und Rehabilitationssport und bietet seit 50 Jahren Versehrtensport, seit 30 Jahren Rheumagymnastik, seit 25 Jahren ambulanten Herzsport - laut Hartmann die älteste Herz-Gruppe im gesamten Landkreis, und seit kurzer Zeit die einzige Lungensportgruppe im Landkreis.
'In all den Jahren errang der TVL großartige Erfolge bei Meisterschaften auf schwäbischer, bayrischer, deutscher und europäischer Ebene, und schreckte auch vor der Durchführung von Großveranstaltungen wie dem Allgäuer Turnerjugendtreffen mit 1000 Teilnehmern, nicht zurück', schloss Hartmann seine Zeitreise.
Günther Lommer, der Präsident des Bayerischen Landessportverbandes, lobte die herausragenden Leistungen im TVL. 'Das ringt mir großen Respekt ab', sagte er. Der TVL sei mit 150 Jahren der 25.-älteste Verein in Bayern und gehöre somit zu den absoluten Pionieren im Sport. Sport sei damals etwas Spektakuläres gewesen, heute etwas Selbstverständliches. 'Aber damals wie heute hat der Sport die Menschen in jeder Beziehung in Bewegung gebracht', so Lommer, was nicht ausschließlich sportlich zu sehen sei: 'Die Sportvereine leisten eine ganze Menge mehr in unserer Gesellschaft, sind zweite und wichtige Heimat für viele.'