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Sport mit Hund: Susanne Kandler (37) aus Kempten über ihre Leidenschaft Tough Hunter

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Sport mit Hund: Susanne Kandler (37) aus Kempten über ihre Leidenschaft Tough Hunter

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    Sport mit Hund: Susanne Kandler (37) aus Kempten über ihre Leidenschaft Tough Hunter
    Sport mit Hund: Susanne Kandler (37) aus Kempten über ihre Leidenschaft Tough Hunter Foto: Holger Mock

    Susanne Kandler (37) ist Hundetrainerin in der Hundeschule Bachtelweiher in Kempten. Zusammen mit ihrem Border-Collie Brig (4) entdeckte sie ihre Leidenschaft für Tough Hunter. Bei dieser Sportart müssen Mensch und Hund gemeinsam Aufgaben meistern und zeigen, dass sie ein gut funktionierendes Team sind.

    Auf Crossgelände laufen die beiden zusammen über Stock und Stein, immer Seite an Seite. Zusätzlich gibt es für den Hund noch bestimmte Aufgaben, zum Beispiel das Apportieren von Gegenständen und das Suchen von Fährten.

    Durch eine Kollegin aus dem hohen Norden kam Frau Kandler auf den Tough Hunter Lauf, der dieses Jahr zum ersten Mal in Warmensteinach im Fichtelgebirge stattfand. Daraufhin hat Susanne Kandler im März ihren eigenen Verein, die Allgäu Hunters, gründete. Freunde und Kunden halfen ihr dabei.

    Die Sportart hat ihr sofort gefallen: Gerade weil es nicht nur darum geht, mit dem Hund eine Strecke zu rennen, sondern auch Disziplin und Impulskontrolle gefragt sind. Man bewältigt Hindernisse gemeinsam, nicht nur mit dem Hund sondern auch gemeinsam im Team. Zudem ist die menschliche Fitness natürlich sehr gefragt.

    Mit ihrem sechsköpfigen Team, bestehend aus Freunden und Kunden nicht nur aus dem Allgäu, hat sie in sieben Monaten fleißig trainiert. Sieben verschiedene Disziplinen hat der Sport. Eine davon ist ein Klassiker der Hundeausbildung: das Apportieren in verschiedenen Formen. Der Hund muss einen Dummy suchen, der mit einem Geruchsstoff versetzt und über eine kleine Strecke verschleppt wurde, und zu seinem Halter bringen.

    Zwischen den Stationen bewältigen die Läufer den sogenannten Canicrosslauf, also der Geländelauf zusammen mit dem Hund, wobei der Hund in der Zug-Anspannung ist. Und das sieht dann so aus: Der Hund bekommt ein Zuggeschirr umgeschnallt, befestigt an einer Zugleine mit Rückstoßdämpfer, der Hund und Halter vor Stößen beim Anlaufen und Bremsen schont.

    Die Zugleine wird am Läufer mit einem sogenannten Running Belt befestigt, ein Gürtel, der ähnlich wie ein Klettergurt auf der Hüfte sitzt. Im Canicross rennen die Hunde oft sehr schnell. Dadurch steigt die Verletzungsgefahr. Deswegen ist es sehr wichtig, regelmäßig und gründlich die Lauffähigkeiten und Bein- und Fußmuskulatur zu trainieren, meint Kandler.

    Streckenweise kann der Weg auch unterbrochen sein. Dort findet man Geruchsstoffe, die der Hund aufnehmen kann und mit denen er den Anschluss zum Weg sucht. Diese Streckenabschnitte können 100-300 Meter lang sein und auch durch unwegsames Gelände führen. Ein großer Part ist auch die Bewältigung von Hindernissen zusammen mit dem Hund. Dafür braucht Susanne Kandler viel Vertrauen zu ihrem Hund und er zu ihr, "damit der Hund das gut mitmacht und keine Ängste hat."

    Auch die Impulskontrolle spielt eine große Rolle: Wir sind zum Beispiel durch eine Picknickstelle gejoggt, bei der ein Würstchentopf auf dem Herd stand, und nebenan bellende Hunde waren. Davon dürfen sich die Hunde natürlich nicht beirren lassen, erzählt sie lachend.

    Eine weitere große Disziplin ist die Hasenzugmaschine, die auch im Video zu sehen ist. Beim sogenannten Hunt darf der Hund einen Fellpuschel aktiv jagen, muss aber auf Kommando sofort stoppen. Nicht ganz einfach, einem Hund diesen Jagdtrieb so zurechtzutrainieren, dass er aufs Wort hört. Bei dieser Disziplin ist es wichtig, den Hund im Griff zu haben und die Ansprechbarkeit zu behalten. "Nicht alle Hunde sind dafür geeignet und es sollte im Vorfeld auch intensiv mit der Maschine trainiert werden, sagt die Expertin. Für Susanne Kandler und Brig ist die Hasenzugmaschine die Lieblingsdisziplin.

    Gewertet beim Wettkampf wird lediglich die Sprintstrecke von 400 Metern, auf der die Allgäu Hunters knackige 54 Sekunden brauchten und es damit unter die Top 7 schafften. Mit diesem Debüt-Ergebnis ist das Team mehr als zufrieden. Insgesamt traten beim diesjährigen Tough Hunter Lauf 62 Teams mit jeweils vier bis sechs Mitgliedern an.

    Dafür ist gründliches und intensives Training natürlich ein Muss. Susanne Kandler läuft momentan zweimal pro Woche mit dem Hund, am liebsten auf Crossgelände. Zusätzlich gibt es für den Hund Dummy- und Fährtenarbeit.

    In Wettkampfvorbereitung trainiert auch mal die ganze Mannschaft zusammen, meistens einmal im Monat. So kann jeder sehen, wo eventuell nachgearbeitet werden muss, und kann Trainingstipps geben. Zusätzlich geht der menschliche Teil des Teams für den richtigen Muskelaufbau noch dreimal pro Woche ins Fitnessstudio. Momentan geht es allerdings etwas entspannter zu, denn es steht kein Wettkampf an.

    Im Großen und Ganzen ist auch jede Hunderasse für Tough Hunter geeignet, sagt uns Susanne Kandler. Besser geeignet sind aber natürlich vor allem Hunde, die Spaß am Laufen und eine grundsätzliche Sportlichkeit mitbringen. Darunter fallen zum Beispiel Border-Collies, Schäferhunde, diverse Jagdhunde, nordische Hunde, ja sogar Labradore. Ansonsten muss individuell geschaut werden, wer Lust auf welche Disziplin hat. Im Team darf man sich da natürlich auch ergänzen., lautet auch hier wieder die Devise.

    Übertreiben sollte man es allerdings nicht. Wenn der Hund mal keine Lust hat oder einen schlechten Tag hat, muss man flexibel sein und sollte das Training am besten sein lassen. Ein gemütlicher Spaziergang tut zwischendrin schließlich auch mal ganz gut.

    Letztenendes geht es bei diesem Sport vor allem um eine vertrauensvolle Bindung zwischen Hund und Halter und um die Teamfähigkeit in Zusammenarbeit mit anderen Menschen und Hunden. Dann kann man den eigenen Hund sogar dazu bringen, eine Wasserrutsche hinunterzurutschen, verrät uns die Trainerin.

    Die besten Dopingmittel für den Hund sind übrigens nicht unbedingt Leckerlies, sondern vor allem die Freude und Eifer beim Training, meint Susanne Kandler.

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