Artikel: SPD bleibt Essen fern

18. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Räte beklagen Stimmung im Stadtrat - Gehring droht mit Rückzug Lindenberg (sza/pem). Da herrschte seltene Einmütigkeit im Lindenberger Stadtrat. Die Atmosphäre im Gremium sei frostig bis eisig, meinten mehrere Stadträte und mahnten, aufgerissene Gräben zu schließen. Die SPD-Fraktion schloss sich an und kündigte unmittelbar danach an, dem gemeinsamen Jahresabschlussessen fern zu bleiben..

Im Wahlkampf vor einem Jahr wurden Wunden geschlagen, die bis heute nicht verheilt sind. Auf der einen Seite CSU und Freie Wähler, auf der anderen Seite die SPD. Der Graben zwischen beiden wurde noch vertieft, als sich Helmut Böller (SPD) erneut um das Amt des 3. Bürgermeisters bewarb, aber gegen Reinhold Freudig (Freie Wähler) unterlag. Seitdem ist die Stimmung im Stadtrat so schlecht wie seit vielen Jahren nicht. Das äußert sich immer wieder in Missverständnissen und persönlichen Angriffen. Das Thema aufs Tapet brachte in der letzten Sitzung des Jahres Ludwig Gehring (CSU). Er bemängelte die 'sehr geschlossenen Blöcke': 'Wir sind nicht beieinander.' Er drohte sogar mit seinem Rückzug aus dem Stadtrat, sollte sich am Umgang miteinander nichts ändern. Michael Wegscheider (SPD) stimmte Gehring zu. Die miese Stimmung 'schadet auch der Stadt Lindenberg'. Seine Fraktion wolle Sachpolitik für Lindenberg machen und sei kein kategorischer Neinsager. Brücken bauen statt Gräben aufreißen, so die Devise, einen Neuanfang für nächstes Jahr anpacken. Im selben Atemzug gab Wegscheider bekannt, dass seine Fraktion nicht an dem traditionellen Weihnachtsessen teilnehmen werde. Sprach´s und wünschte der Verwaltung und den anderen Fraktionen ein frohes Fest. Die so Beglückwünschten reagierten empört: Das Essen, so Josef Boch (Freie Wähler), wäre doch ein erster Schritt zum Dialog gewesen. Die SPD, monierte Ursula Schickle (CSU), verbaue damit genau das, was sie sich wünsche.