Die "Marktfrauen" am Kräutlesmarkt (für Nicht-Memminger: der kleine Platz neben der Elefantenapotheke) bekamen an einem sommerlich warmen Nachmittag dieser Woche Besuch. Der Oberbürgermeister stellte sich mit einer kleinen Abordnung zu ihnen. Anstatt Obst und Gemüse durfte die auch "Marktweiber" genannte Runde einen Stapel noch druckfeuchter "Büchle" anbieten.
So nannte Manfred Myka, der Herausgeber, die weitgehend aus Bildern bestehende Publikation "100 Jahre Max Pöppel 1909 - 1989" in seiner Präsentationsansprache. Ziel der kleinen Schrift, die in Zusammenarbeit mit Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer entstand, sei es, "die Präsenz von Max Pöppel im Bewusstsein von Bürgern, Rat und Verwaltung der Stadt Memmingen zu festigen und zu beleben. Er ist eine der wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten Memmingens im 20. Jahrhundert", so Myka. Er bedauerte, dass ein Teil der Werke von Max Pöppel beschädigt, zerstört oder vernichtet wurde. "Meistens geschah das wohl in Unkenntnis des angerichteten Schadens für die Gemeinschaft."
Enttäuscht der Heimatstadt den Rücken gekehrt
Auch in der Vita des akademisch gebildeten Memminger Steinbildhauers mussten Tiefschläge erwähnt werden: Als Pöppel in Memmingen seine wirtschaftliche Existenz bedroht sah, kehrte er 1972 der Heimatstadt den Rücken. Zehn Jahren habe er im pfälzischen Germersheim einen "Brotberuf" ausgeübt, um dann "heimzukehren". Ursula Myka organisierte in ihrer Galerie 1984 die erste Einzelausstellung. Es folgten Ausstellungen im In- und Ausland und Aufträge, unter anderem der Synagogen-Gedenkstein. (Max Pöppels Vater hatte einst die Eingangstüre zur Memminger Synagoge geschaffen!).
Manfred Myka legt nun "mit dem letzten Geld aus dem Erbe" und einem Zuschuss der Stadt einen gedruckten "Wegweiser" vor, der vor allem auch die Jugend zu allen 24 Werken von Max Pöppel führen soll. Wo überall zwischen der Amendinger Schule und der Martinskirche sie zu finden sind, zeigt der Stadtplan im Katalog. Pöppels "Scholastika" allerdings ist im Erdboden verschwunden, wo sie spätere Generationen als archäologischen Fund entdecken können.
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger nahm mit Dr. Bayer die Broschüre aus der Hand des Galeristen und Nachlassbetreuers Manfred Myka entgegen. Bleibt nur zu hoffen, dass die kostenlos verteilte Schrift die ihr gebührende Beachtung findet.
Buch "100 Jahre Max Pöppel" ist in der Stadtinformation sowie in den Memminger Museen kostenlos erhältlich.