Waal | kfr | Es mutet nach einem missglückten gentechnischen Experiment an: Vögel mit Armen und gewelltem Schnabel. Doch selbst Tierschützer lächeln beim Anblick dieses Federviehs. Die Vögel sind nicht aus Fleisch und Blut geschaffen, sondern aus Farbe und Strichen. Ihr Schöpfer heißt Laurenz Pinter und kommt aus Waal. Die Tiere malt er mit Fineliner auf Leinwand - eine Kombination, die es vorher noch nie gab und eine Idee des Buben war, sagt seine Mutter Birgit Pinter.
Obwohl erst zwölf Jahre alt, ist er schon ein gefragter Künstler. Auf dem Kunsthandwerkermarkt in Waal verkaufte er heuer 30 seiner Vogelbilder. Im Vorjahr waren es etwa 35. Wenn die Kunden den kleinen Verkäufer am Stand sehen, lautet ihre Frage oft: "Du hast die aber nicht gemalt?" Seine Werke wirken nicht wie die eines Kindes.
Die humorvollen Darstellungen entstehen allesamt am heimischen Küchentisch und erzählen kleine Geschichten. Eine Vogelgruppe fängt einen vom Himmel fallenden Artgenossen auf, ein gefiederter Dirigent schwingt den Taktstock vor einem tierischen Chor, ein großer Vogel hebt einen kleineren mit Leichtigkeit nach oben. "Meine Vögel brauchen für ihre Beschäftigungen oft Arme. Nur die, die nichts zu tun haben, haben keine", erklärt er.
Neben den Gliedmaßen fallen dem Betrachter die ungewöhnlichen Formen der Tierrümpfe auf. Sie sind oft extrem länglich,
manchmal rechtwinklig, wie eine Acht oder ein Halbkreis. "Ich orientiere mich an Gegenständen wie zum Beispiel einem Kringel. Während des Malens kommen dann noch mehr Ideen", erzählt der Hauptschüler.

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Die Vorliebe für Vogelbilder stammt aus der Grundschule. 2006 sollte er im Kunstunterricht einen Kreis zeichnen, schwarz ausmalen und mit einem Schnabel ergänzen. Später habe Laurenz die Formen variiert und andere Farben als schwarz verwendet. Noch im selben Jahr bot er seine Werke erstmals auf dem Waaler Kunsthandwerkermarkt feil. "Ich dachte mir, das kann nicht schaden. Außerdem kosten die Stände für Kinder nichts", sagt Laurenz.
Mittlerweile hat er schon eine kleine Fangemeinde. "Eine Kunstlehrerin eines Münchner Gymnasiums kaufte mehrere Gemälde bei ihm. Sie griff die Idee sogar für ihren Unterricht auf", berichtet Birgit Pinter. Eine andere Frau habe acht seiner Bilder an der heimischen Wand hängen. Selbst Laurenz Freunde zählen zu seinen Kunden.
Dabei gehören Vögel nicht einmal zu seinen Lieblingstieren, sondern Hunde, Katzen, Eichhörnchen und Schlangen. "Aber Vögel sind leichter aus der Phantasie zu malen", meint der Zwölfjährige, dem beim Lesen von Comics neue Formen einfallen. Er könne sich momentan nicht vorstellen, als Erwachsener in einem künstlerischen Beruf zu arbeiten. Er male auch keineswegs häufig. Erst wenige Tage vor dem Kunsthandwerkermarkt komme die Motivation, sodass er zum Stift greift.