Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Spannungsvolle Aufführung

Allgäu

Spannungsvolle Aufführung

    • |
    • |

    Von unserer Mitarbeiterin Irmtraud Brunk, Kempten - Bis auf den letzten Platz besetzt war die St.-Mang-Kirche in Kempten bei der Aufführung der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Man mag dies als Zeichen nehmen, dass das Interesse an solcher Musik nachhaltig ist, aber auch für das Wissen, dass die Wiedergabe eines solchen Werkes an diesem Ort in guten Händen ist. Und es war denn auch wohl gelungen. Nach einer spannungsvollen Aufführung durfte das 'Dona nobis pacem' unter Glockengeläut ausklingen. Das begeisterte Publikum spendete anschließend großen Applaus. Im Laufe seines Lebens wird jemand, der solcher Musik begegnen will, die h-Moll-Messe sicherlich mehrmals live erlebt haben. Und als das Erstaunlichste stellt sich jedesmal heraus, dass diese Messe niemals 'ausgehört' ist, dass man ihren Stil nicht eigentlich als 'historisch', sondern über den Zeiten stehend erleben kann. Und einer Überredungskraft erliegt, die sofort mit den auf 25 Minuten ausgebreiteten Chören des Kyrie-Teils einsetzt, den Bach zusammen mit dem Gloria schon 1733 komponiert hatte, um dann am Ende seines Lebens die Messe in ihrer endgültigen Form zusammenzufügen. 'Bachs Musik nimmt uns bei der Hand ' schrieb Musikwissenschaftler Günter Jena in seinem Buch über die Matthäuspassion. Dieses Geführtwerden durch ein reich angefülltes musikalisches Gebäude konnte man auch bei der Aufführung in der St.-Mang-Kirche erleben.

    Strahlkraft der Trompeten Die Säulen in diesem Gebäude sind die Chöre. Ob mit Choral, polyphoner Mehrstimmigkeit, oft fugiert, bis hin zur Doppelchörigkeit, umglänzt von der Strahlkraft der Trompeten und dem Gedröhn der Pauken - sie sind der elementare Handlungsträger dieser ja nicht auf der dramatischen Erzählung der Passion, sondern auf den Glaubensinhalten beruhenden Messe. Unter Leitung von Bezirkskantor Frank Müller stellte sich die Kantorei der St.-Mang-Kirche mit diesen Chören imponierend dar. Es wurde ruhig und zügig gesungen, sicher und festgefügt in der Bewältigung der Mehrstimmigkeit, ausgewogen im Klang und mit einer nicht nachlassenden Intensität. Souverän fügte sich das Nymphenburger Trompetenensemble dieser chorischen Aussagekraft ein. Ausgezeichnet agierte aber auch das Collegium musicum Kempten mit Susanne Schütz als Konzertmeisterin. Von den Basso-continuo-Stellen abgesehen komponierte Bach einen selbständigen Orchesterpart und verlieh ihm jene lebhaft quellenden Impulse, die seine Musik so unverkennbar machen. Diese Lebhaftigkeit, gepaart mit Wohlklang, strahlte das Collegium musicum aus, ohne dabei den Chor zu übertönen. Auch die solistischen Partien, mit denen Bach die Arien instrumental bereichert, gelangen beeindruckend, etwa die sanfte Violinbewegung zur Sopran-Arien 'Laudamus te', die anmutige Flöte zu 'Domine Deus' und 'Bendedictus' oder die archaische Klangwirkung des Horns zur Bass-Arie 'Quoniam tu solus sanctus'. Gelegentliche kleine Wackler beeinträchtigten die Wirkung kaum, zeigten sie doch auch, unter welch großer Anspannung und Konzentration sich hier jeder Einzelne in das komplexe Ganze einzufügen hat. Das Solistenquintett Barbara Baier und Anne Buter (Soprane), Melinda Paulsen (Alt), Sebastian Hübner (Tenor) und Martin Bruns (Bass) präsentierte sich mit professioneller Güte. Nicht der ganz große Stimmenglanz wurde hier entfaltet, sondern, was für die Aufführung wesentlicher war, ein mitgehendes Einfühlen in die Gemütsbewegung der Texte und die sie illustrierende Musik. Eine große Aufgabe wurde eindrucksvoll gelöst.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden