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Artikel: Spannender Blick in die Kinderstube einer Adlerfamilie

23. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Hobbyfilmer Otto Baral beobachtet seit Jahren die Könige der Lüfte

Von Arno Pürschel |Kleinwalsertal"Ich bin vom Adlerfieber befallen", gesteht Otto Baral. Seit er vor zehn Jahren bei einer Bergtour rund um den Elfer- und Zwölferkopf ein majestätisches Steinadlerpaar beim Fliegen und Beuteschlagen beobachtet hatte, sind die mächtigen Könige der Lüfte zu seiner größten Leidenschaft geworden, bekennt der im Kleinwalsertal lebende Naturfreund.

Auf der Suche damals nach dem Horst des Adlerpaares hatte er den Nistplatz in einer unzugänglichen Felswand in der Nähe des kleinen Widdersteins entdeckt. Seither beobachtet er das Greifvogelpaar aus angemessener Entfernung mit leistungsstarken Teleobjektiven seiner Foto- und Videokameras. Dementsprechend dokumentierte der ambitionierte Amateurfilmer auch die mühevolle Aufzucht des diesjährigen Steinadler-Nachwuchses -vom Schlüpfen bis zum ersten Alleinflug. Zu Barals Überraschung hatten sich die über so viele Jahre ihrem Standort treu gebliebenen Adler-Eltern heuer einen neuen Nistplatz in den Felsregionen zwischen Gemstel- und Wildental gesucht.

In einem Videofilm hat der Adlerfilmer das Geschehen im Horst festgehalten: die Brutzeit, das Schlüpfen des flaumigen Adler-Babys und die emsige Fürsorge der Vogel-Eltern. "Es ist ein spannender Blick in die Kinderstube", erzählt Baral beim Betrachten der Bildsequenzen.

Am 27. Juli war es dann so weit: Der Jungadler startete zu seinem ersten Flug. "Danach veränderte sich das Verhalten der Altvögel, sie kehrten immer seltener zum Horst zurück - inzwischen sind der Jungvogel und seine Eltern nur noch selten zu sehen", bedauert Baral. Er weiß, dass die in unserer Region rar gewordenen Steinadler noch vor 110 Jahren in den Allgäuer Hochalpen so verbreitet waren, dass 1890 der als "Adlerkönig" bezeichnete Jäger Leo Dorn für seinen 50. Abschuss wie ein Held gefeiert wurde. In der damaligen Zeit sei der Steinadler erbarmungslos ausgerottet worden, schüttelt der Hobbyfilmer den Kopf.

Heute ist jeder Ort in den Alpen stolz, wenn sich wieder ein Adlerpaar ansiedelt. Allerdings gelte es, wie Baral hervorhebt, "die inzwischen nur noch vereinzelt vorkommenden Bestände vor Störungen zu schützen". Er empfiehlt, einige hundert Meter Abstand von einem Adlerhorst zu halten und Foto- und Filmaufnahmen nur aus der Entfernung mit dem Teleobjektiv zu machen. Als Naturschützer strebt er außerdem ein "Steinadler-Monitoring" an, eine ständige Beobachtung. So könnten die Lebensbedingungen des "Königs der Lüfte" gesichert werden.