Sein Ruf eilt ihm voraus. Der Auftritt vom Broadway-Joe in Walgenhofen-Hegge ist zwar ausverkauft, doch die vorderste Reihe der Mehrzweckhalle füllt sich nur mühsam. Diese nimmt der 47-jährige Allgäuer Kabarettist nämlich allzu gerne unter Beschuss. Das ist auch bis hierher durchgedrungen.
Obwohl der Broadway-Joe im Hindelanger Dialekt singt und kalauert, hat er mit Heimattümelei gar nichts am Hut - beziehungsweise an den zahlreichen gamsbartfreien Kopfbedeckungen, die er unter seinem Requisitentisch lagert. Oben auf dem Tisch warten kuriose Brillen und falsche Zähne auf ihren Einsatz.
Zur Kontaktaufnahme leuchtet der Broadway-Joe mit einem Strahler einzelne Personen im Publikum an oder schlendert beim Vornamen-Gedächtnistrainer-Quiz auch mal durch die Reihen. Weitere Rätsel geben ihm neue Teesorten auf: Warum wurde die Laune trotz Gute-Laune-Tees nicht besser, und weshalb verfehlte der Heiße-Liebe-Früchtetee seine Wirkung? Wie fühlt sich dagegen die Space Night im Zeitlupentempo mit 16 Bieren intus an?
Messerscharfe politische Analysen überlässt der Broadway-Joe lieber anderen Kabarettisten. Schon eher sein Ding sind nicht immer ganz salonfähige Späße mit Lokalkolorit. Dann lotet er kräftig die Grenzen des niederen Humors aus und setzt auf den Ekel-Effekt. Grauenhaft und witzig zugleich: Ein Stück mit detailgenauer Vorgangsbeschreibung eines akuten Darmkatarrh und abschließendem Hol-Diarrhö-Jodler.
Sticheln im Dialekt

Trauer um Schauspieler
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Einerseits ist der Broadway-Joe im Allgäu verwurzelt und stichelt gegen Gopprechtser, Hintersteiner oder Memhölzer. Auch einen Kommentator unserer Zeitung nimmt er ins Visier. Andererseits sickert seine Weltläufigkeit durch, wenn er musikalisch die Reise nach China, Spanien und Amerika antritt.
Dann schlägt der Broadway-Joe mystisch die Schamanentrommel, spielt beschwörend die Flöte und rasselt mit Fußschellen, während drei Zuhörer auf Kindergarten-Klangbausteine klopfen. Bei dieser "therapeutischen Hindianischen Behandlung" schimpft er meditativ und im Dialekt auf "depperte Autofahrer". Aber auch andere neue Titel wie "Hoi Dreck, bisch au scho wieder do", haben Ohrwurm-Potenzial.
Gegen Ende wandelt sich der Auftritt zum Wunschkonzert mit "Klassikern" wie dem Opa-Lied oder dem sprechenden "Bolle Käs", der sich darüber beschwert, wie er hinunter geschlungen wird und damit droht, seinem Konsumenten "das Fidle" (Hintern) zuzukleben.
Eigentlich hätte sich keiner der rund 400 lauthals lachenden Zuschauer vor den Frontplätzen zu fürchten brauchen. In Hegge provoziert der Broadway-Joe seine Fans weniger als früher, stellt kaum jemanden bloß. Schließlich verteilt er sogar versöhnlich einen "Bisi-Zopf" (der Flüssigkeit im Magen aufsaugt und so den Toilettengang verzögert) an jeden, der dennoch einmal seinem losen Mundwerk zum Opfer gefallen ist.