Von Stefanie Heckel, Hindelang/Kempten/Memmingen Hindelang ist ein Dorf der schwerfälligen Menschen. In Memmingen hausen die Räuber, Sonthofen ist voll von feurigen Liebhabern, in Kaufbeuren haben sich Knechte angesiedelt - und in Kempten regiert der Hochmut. Zumindest, wenn man dem Sprichwort 'nomen est omen' - der Name ist das Vorzeichen - glauben darf. Lässt man Namen wie Müller, Meyer oder Huber einmal außen vor, gibt es in all diesen Gegenden interessante Häufungen von Familiennamen. 5000 Einwohner zählt Bad Hindelang. Insgesamt 179 von ihnen tragen den Nachnamen Blanz. Wie die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden erklärt, ist der Name dem schwäbischen Wort 'Blantsche' entlehnt, was 'schwerfälliger Mensch' bedeutet. Der Nachname wurde in Hindelang erstmals 1435 dokumentiert. Gleich danach rangieren Wechs (96 Mal) und Besler (80 Mal). Die Herkunft von Wechs ist laut der Gesellschaft ungewiss - es könnte sich um eine Kurzform des Rufnamens 'Wachsmut' handeln oder um den Herkunftsort der Familie Wechs. Besler: Die Bezeichnung für die Hersteller kurzer Messer. Eine zweite Herkunftsmöglichkeit ist ein Wort für 'kleine Arbeiten verrichten'. Honold und Rabus - diese Namen gehören in Memmingen zu den häufigsten. Gleich 152 Honolds gibt es. Die Herkunft laut Gesellschaft für deutsche Sprache: Aus dem Rufnamen 'Haginold' wurde über die Jahre der Name einer ganzen Familie.
Rabus (132 Mal vertreten) hat zwei mögliche Ursprünge: Zum einen das lateinische Wort für Rabe. Die Wurzeln von Rabus könnten aber auch im polnischen Wort 'rabu' (Räuber) liegen. In Sonthofen führen die Namen Martin (134), Buhl (85) und Waibel (60) die Liste an. Martin ist lateinischen Ursprungs und geht laut der Gesellschaft auf den Kriegsgott Mars zurück. Im Mittelalter kam der Name nach Deutschland. Der Name Buhl stammt aus dem Mittelhochdeutschen. Die Bedeutung: naher Verwandter, Geliebter, Liebhaber. Der Duden lässt aber auch die Variante zu, dass diese Menschen einst auf Hügeln wohnten. Waibel ist der Amtssprache entlehnt und benennt den Gerichtsboten. In Kaufbeuren wohnen besonders viele Menschen mit den Nachnamen Hübner (155) und Posselt (72). Hübner ist dem Duden zufolge eine Ableitung von Huber und könnte von dem Ortsnamen Huben oder dem Standesnamen eines Bauern abstammen. Posselt wiederum kommt aus dem Mittelhochdeutschen und hat den Ursprung in 'verächtlicher Mensch' oder 'geringer Knecht'. Mit die häufigsten Namen in Kempten sind Prestel und Herb. Von rund 62000 Einwohnern heißen 130 Menschen Prestel, 92 Herb. Wortursprung von Prestel laut Wiesbadener Gesellschaft: das Wort 'brast' wie prahlen oder Hochmut. Erstmals in Kempten aufgetaucht 1592. Auch der Familienname Herb deutet auf einen Charakterzug hin: Herb, bitter und ernst im Wesen sei derjenige gewesen, dem man diesen Namen gab.