Engetried/Griestal (jd). - Ein Nachfahre des Ritters Freiherr von Stein ließ die Heimatgeschichte um Engetried und Ronsberg wieder aufleben. Im Griestal wurde Wernher Freiherr von Schönau-Wehr herzlich von den 'Original Griestaler Stadelmusikanten' empfangen. Mehrere Tage weilte der Freiherr im Unterallgäu. Dabei besichtigte der 90-Jährige die einstige Herrschaft von Stein. Die Großherrschaft umfasste im 16. Jahrhundert weite Teile des heutigen Unter- und Ostallgäus. Einzelne Grabdenkmäler und Schmuck lassen sich noch heute in umliegenden Gotteshäusern finden. Die drei Ringe im schwarzgelb geteilten Wappen symbolisieren das Adelsgeschlecht und sind auch in der Engetrieder Kirche St. Blasius gleich mehrmals vertreten. Bei einer Kirchenführung berichtete Diakon Helmut Berchtold über die Herren von Stein und Schönau in Engetried. Einer der bekanntesten Vertreter des Adelsgeschlechts war Hans Caspar von Schönau zu Stein, Ronsberg und Altstetten. Die Grabdenkmäler von Hans Caspar sind links und das seiner Frau Sabina rechts vom Hochaltar in die Wand eingepasst. Zwei weitere Grabdenkmäler, darunter des gleichnamigen Neffen und Patenkinder, sind im Chorbogen eingelassen. Dieser gab sein Amt als Domherr zu Basel auf und verwaltete die Herrschaft Stein.
Er begründete 1649 die Rosenkranzbruderschaft in Engetried. Das Geschlecht fand wahrscheinlich seine letzte Ruhestätte in der Kirche. Das Leben von Hans Caspar 'Römisch Kaiserlicher Majestät Rat, auch Stadt- und Landvogt der Reichsstadt Augsburg' war bewegt. Auf Geheiß des Kaisers zog der Ritter von Ulm per Schiff auf der Donau mit 4000 Mann nach Wien, um die dort stehenden Türken zu schlagen. Die Geschichte berichtet von einem fürchterlichen Gemetzel. Bei der Verfolgung durch Sumpfgebiete erkrankte Hans Caspar zu Stein an 'hitzig Fieber'. Die pflegenden Franziskanermönche konnten sein Leben nicht retten. Seine Soldaten brachten den Leichnam über Ulm zurück nach Engetried. 1746 veräußerte die Schönauer Dynastie ihren Besitz an die Reichsabteien Ottobeuren und Kempten für 280 000 Gulden. Das Schloss Stein nutzte Ottobeuren als Sommerdomizil. 1815 brannte die Burg nieder. Nur das große Kreuz blieb erhalten und steht heute in einer Kapelle. Aus der Ruine wurden Steine zum Bauen verkauft. Ottobeurens Abt Anselm Erb ließ die gotische Kirche Engetried barockisieren. Dabei brachten die schwäbischen Bauleute ihre politische Einstellung der damaligen Bevölkerung für Österreich und gegen die Bayern ein. So zeigt die abgebildete Gottesmutter im Chorraum die gleichen Gesichtszüge wie seinerzeit Kaiserin Maria Theresia. In der Sakristei befindet sich das älteste Wappen derer von Stein als Schlussstein des Gewölbes.