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Singles oft gemeinsam einsam

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Singles oft gemeinsam einsam

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    In vier von zehn Füssener Haushalten leben Alleinstehende - Probleme in der Freizeit Füssen Allein ist gleich einsam? Aber doch nicht in unserer modernen Gesellschaft, in der die Singles, wie Alleinstehende neudeutsch heißen, immer mehr werden. Und die in der Regel selbstbewusst erklären, wie gern sie unabhängig leben. In Füssen ist der Single-Anteil unglaublich hoch: Vier von zehn Haushalte bestehen nur aus einer Person. "Das gibt"s doch gar nicht", war Füssens 2. Bürgermeister Walter Ganseneder überrascht. Noch überraschender ist jedoch, dass die Probleme der Alleinstehenden öffentlich kaum wahrgenommen werden: Nachdem die einschlägigen Sozialdienste bei einer Anfrage spontan zunächst überhaupt keine Schwierigkeiten erkennen konnten, stellte sich beim Nachfragen und Wühlen in den Akten schnell heraus, dass Singles die weitaus größte Gruppe der Hilfesuchenden sind.

    Weit über 2000 Single-Haushalte gibt es in Füssen bereits seit Ende der 80er Jahre. Tendenz steigend, belegen die Unterlagen des statistischen Landesamtes. Wurden bis vor einigen Jahren die genauen Zahlen festgehalten, so konnte für 1999 der Anteil lediglich geschätzt werden. Die erste Reaktion von Bürgermeister Ganseneder zu den vielen Alleinstehenden: "Da fällt mir nichts ein." Der pensionierte Familienvater mutmaßte danach, dass der große Bevölkerungsanteil Älterer eine Rolle spielen könnte. "Fast alle leben nach dem Tod des Partners allein." In der eigenen Familie hat Ganseneder aber auch einen anderen Grund für die vielen Singlehaushalte miterlebt: Er kann sich noch gut erinnern, wie ihm sein Sohn, heute dreifacher Familienvater, als junger Erwachsener "klar gemacht hat, dass er endlich eine eigene Wohnung will". Das Bild der fröhlichen Single-Gesellschaft speziell der Jüngeren habe aber eine Kehrseite, wurde dieser Tage in einer psychologoischen Studie gemahnt. An Wochenenden, Feiertagen oder selbst auf Partys fühlen sich Alleinlebende einsam, fasste ein Psychologe zusammen, vor Weihnachten komme sogar Angst hinzu. Wer aber bekommt diese Angst zu spüren, wer hilft Singles bei ihren Problemen? "Das ist bei uns weniger ein Thema", hieß es spontan beim sozialpsychiatrischen Dienst in Füssen. Die Jahresstatistik der Hilfseinrichtung sagt aber anderes aus, meinte die Mitarbeiterin kurz darauf. 1999 waren fast drei Viertel aller Hilfesuchenden alleinstehend. Ähnliches bei der Suchtberatung: "Nichts auffälliges" war dem Mitarbeiter in Erinnerung. Tatsächlich sind die Hälfte aller Teilnehmer einer ambulanten Therapie Singles "und drei Viertel davon haben mit dem Alleinsein Probleme". Sie kommen im Alltag während der Arbeit zwar gut zurecht, wenn am Wochenende "aber die Leere kommt, fängt so mancher in der Kneipe zu trinken an". Die Psychologen raten Alleinstehenden, in Vereinen oder Bildungseinrichtungen Kontakte zu suchen. Besondere Angebote für Singles bietet die Volkshochschule Füssen nicht. "Unser Motto ist jedoch: Treffpunkt VHS und ein Treffpunkt ist unsere Einrichtung wirklich", betont Vorsitzender Hermann Leser. Ein bestimmtes VHS-Angebot dürfen Singles allerdings nicht nutzen: die "Paar-Massage" ist nicht dazu da, sich neu zu finden, sondern Partnerschaften zu unterstützen.

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