Artikel: Singen für armer Kinder Zukunft

3. Januar 2003 20:29 Uhr von Allgäuer Zeitung

Von Lisa Gschwender Sonthofen Gegen Mittag braucht Melchior einen Lappen für seine Hände. Denn irgendwann fängt es unter der verlaufenden schwarzen Schminke zu jucken an und das Kratzen im Gesicht hinterlässt Spuren an den Fingern. Melchior, Caspar, Balthasar und zwei Sternträger sind als Sternsinger unterwegs. Die Kinder im Alter von neun und zehn Jahren sammeln Spenden für Not leidende Kinder in armen Ländern, zum Beispiel in Chile. Von vorne strahlt der Stern der Sonthofer Kinder schön golden. Hinten klebt ein grünes Blatt Papier der Spickzettel. Die Gruppe mit Matthias Endreß, Christina Daldas und Nicole Mesch als Heilige drei Könige sowie Tanita Ohlendorf und Pia Gross als Sternträger ist heuer zum ersten Mal unterwegs, um als Sternsinger Spenden zu sammeln. Auf dem Weg zum ersten Haus auf ihrer Runde durch die Kreisstadt üben die fünf ihr Lied noch mal: Die heiligen Dreikönig klingt es hell durch die Straße. Ein bisschen aufgeregt sind die fünf, ob auch alles klappt beim ersten Auftritt. Sie klingeln an der Tür, niemand öffnet. Das lässt Zeit für Beratung. Sollen wir gleich anfangen zu singen oder erst warten, bis die Tür aufgeht? Nein, erstmal abwarten, sagt Gruppenleiterin Raphaela Liebherr.

Aber niemand kommt. Beim zweiten Haus heißt es dann Hier schlafen noch alle wieder nichts. Beim nächsten Versuch endlich öffnet jemand die Tür, bittet die kleinen Sänger herein und gibt eine Spende in die Sammelbüchse. Ist alles klargegangen? Ja, wir haben gar keinen Spickzettel gebraucht, sagt Sternträgerin Pia Gross. Mit Raphaela Liebherr ist auch Tamara Scharmann als Gruppenleiterin dabei. Die zwei Ex-Sternsinger laufen die ganze Runde mit und sind unter anderem dafür zuständig, den Segen auf die Türrahmen zu schreiben: 20 C+M+B 03. Christus mansionem benedicat, Christus segne dieses Haus. Die meisten Leute seien schon freundlich, wenn die Kinder an der Türe klingeln, erzählt Tamara Scharmann. Es gebe aber auch weniger nette Zeitgenossen und viele, die gar nicht erst aufmachen. Davon lassen sich die fünf eifrigen Sonthofer Grundschüler nicht abschrecken. Unbeirrt klingeln sie an jedem Eingang, wenns sein muss, auch zwei- oder dreimal. Am Ende ihrer Tour werden sie eine volle Sammelbüchse mit ins Pfarrheim bringen. Und diese Gaben sollen, wie es auch in dem Spruch der Sternsinger heißt, anderen Kindern Zukunft geben.