Buchenberg (scs). Im November, wenn der verstorbenen Angehörigen gedacht wird, rückt für viele der Tod wieder näher an das Leben. Anders bei Andrea Beck: Sie beschäftigt der Tod nicht nur in der dunklen Jahreszeit. Die Buchenbergerin ist seit einigen Jahren freie Trauerrednerin. Andrea Beck macht sich Gedanken über den Verstorbenen, formuliert Ansprachen, trägt diese vor und gibt so den Hinterbleibenen Beistand.'Seit ich mich mit dem Tod auseinander setzte und Angehörige beim Abschied der Verstorbenen begleite, weiß ich, was eine Berufung ist', erzählt die 41-Jährige. Ihre erste Trauerrede verfasste die Buchenbergerin zur Beerdigung ihres Onkels. 'Er wollte unbedingt, dass ich etwas Bleibendes von ihm erzähle', erinnert sich Andrea Beck. Das habe sie dann auch getan. Und weil diese intensiven Gedanken über den Tod ihr so viel Kraft zum Leben gegeben hätten, ein Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, entschied sie sich, ihre Dienste auch anderen anzubieten. Mittlerweile hat die gelernte Altenpflegerin Anfragen aus dem ganzen Allgäu. Sie spricht bei der Beerdigung von Konfessionslosen, bei Urnenbeisetzungen, aber auch bei Menschen, die den engen Kontakt zur Kirche verloren haben. Andrea Beck übernimmt auf Wunsch die Gestaltung der Trauerfeier in der Aussegnungshalle und hält am Grab persönliche Worte.
Manchmal spielt sie dann auch das Lieblingslied des Verstorbenen ein: 'Ich will den Angehörigen etwas mitgeben, das außergewöhnlich ist', sagt Andrea Beck, die eine offizielle Ausbildung zur Trauerbegleiterin anstrebt. Bis sie die gefühlvolle und individuelle Rede am Grab halten kann, muss allerdings viel Arbeit erledigt werden. 'Gleich nachdem mich die Angehörigen, die über den Bestatter den Kontakt zu mir finden, verständigt haben, besuche ich die Wohnung des Verstorbenen. Ich sauge die Atmosphäre ein, lass mir ein Bild zeigen und natürlich viel erzählen', beschreibt Beck. Anschließend setzt sich die Mutter zweier Töchter zu Hause hin, geht in sich, notiert Gedanken und formuliert dann eine Ansprache.. Mehrere Stunden verbringt Andrea Beck damit, Reden auszuarbeiten, die passen. auf den Verstorbenen, aber auch auf die Menschen, die von ihm Abschied nehmen. Denn: 'Ich möchte die Menschen berühren,' sagt Beck. An eine besondere Trauerfeier eines jungen Mannes kann sie sich noch gut erinnern. Er war durch einen tragischen Absturz in den Bergen umgekommen. Weil Klettern sein Lebensinhalt gewesen war, hatte Andrea Beck ihre Ansprache auch darauf ausgerichtet. 'Zur Feier waren 200 Leute gekommen und als ein Sänger 'Let it be' angestimmt hatte, haben wir alle Gäste aufgefordert mitzusingen. In diesem Augenblick spürte ich, dass er sich die Feier genau so gewünscht hätte.'