Ostallgäu (tho). - Weiß, gelb, rosa, purpurrot oder sogar schwarz - die großen Blüten der Stockrose leuchten in den prächtigsten Farben. In unseren Bauerngärten erfreuen sich die Menschen schon seit Jahrhunderten an der Schönheit dieser bezaubernden Blütenpflanze. Auch heute noch verkörpert die von Juli bis September blühende, teilweise zwei Meter hohe Stockrose den Hochsommer wie kaum eine andere Bauerngartenblume. Die Stockrose hat in Mitteleuropa eine lange Tradition. Seit dem 16. Jahrhundert wird die ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum und Asien stammende Pflanze bei uns kultiviert. Von Anfang an hatte sie dabei prominente Fürsprecher. So soll die Stockrose die Lieblingspflanze von Johann Wolfgang von Goethe gewesen sein: Den Eingang zu seinem Landhaus säumte eine Allee aus Stockrosen. Eigentlich ist der Name Stockrose irreführend: Die Stockrose ist kein Rosen-, sondern ein Malvengewächs. So gesehen ist der ebenfalls gängige Name Stockmalve zutreffender. Ebenfalls verbreitet sind die Bezeichnungen Samtpappel, Bauernrose, Baumrose und Baummalve. Die Bäuerinnen erfreuten sich in der Vergangenheit nicht nur an der Schönheit der Stockrose, sondern nutzten sie auch als Heilmittel. Sie sammelten die Stockrosenblüten frühmorgens oder abends im halb geöffnetem Zustand und trockneten sie anschließend an einem schattigen, luftigen Ort. Aus den getrockneten Blüten wurde ein Tee zubereitet, der bei Erkältungskrankheiten, Husten und Heiserkeit für Linderung sorgte.
Heute wird die Stockrose, die unter anderem ätherisches Öl, Mineralstoffe, Pektin und Pflanzenschleim enthält, nur noch selten als Heilmittel verwendet - obwohl sie gerade als Schleimlöser gut geeignet ist. Gärtnerisch ist die Stockrose als 'Kind des Südens' an einem geschützten, sonnigen Platz am besten aufgehoben. Sie braucht einen lockeren, tiefgründigen Boden, in dem das Wasser leicht abfließen kann. Wichtig ist auch, für eine gute Nährstoffversorgung mit Kompost zu sorgen und die Pflanze im Sommer regelmäßig zu gießen. Stockrosen sind zweijährige Pflanzen. Im ersten Jahr ist bei ihnen nur eine Blattrosette zu sehen. Die beeindruckenden Blütenschäfte mit den riesigen Blüten bilden sich erst im zweiten Jahr. Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat sind die Monate Mai und Juni. Wenn die Keimlinge im Spätsommer dann an ihren endgültigen Platz gebracht werden, sollten die Abstände zwischen den einzelnen Pflanzen mindestens 50 Zentimeter betragen. Zum einen kann sich so das Blattwerk voll entfalten. Zum anderen ist der große Pflanzabstand eine gute vorbeugende Maßnahme gegen den gefürchteten Malvenrost. Typisch für diese Pilzerkrankung sind braun getupfte, schnell welkende Blätter. Der Malvenrost wird außerdem durch Feuchtigkeit, Nährstoffmangel und schlechte Standortbedingungen begünstigt. Tritt er doch einmal auf, müssen die befallenen Blätter entfernt und auch die welken Blätter vom Boden aufgesammelt werden - sonst droht die Gefahr eines Neubefalls. i Stockrosen kommen am besten zur Geltung, wenn sie als Reihe oder Gruppe gepflanzt werden. Vor einer weißen Mauer, direkt vor einem Zaun oder vor der Hauswand leuchten die Blüten besonders schön. Auch zur Umrahmung des Bauerngartens sind Stockrosen sehr gut geeignet.