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Sie kraulen und tauchen, um Leben zu retten

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Sie kraulen und tauchen, um Leben zu retten

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    Sie kraulen und tauchen, um Leben zu retten
    Sie kraulen und tauchen, um Leben zu retten Foto: ralf lienert

    Von Silvia Reich-Recla |Kempten"Nein, nein" wehrt Paul Bröcher ab. "Schwimmmeister müssen viel mehr können als nur Aufsichtperson am Wasser zu sein." In der Fernsehserie "Bay Watch" mimten gut durchtrainierte Männer und Frauen klassische Rettungsschwimmer. "Die sind in der Regel unsere Gehilfen", macht er die Rangfolge klar. Paul Bröcher aus Wenden muss es wissen. Er ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister. Mit ihm tummelten sich am Wochenende eine Hand voll Verbandskollegen und rund 350 Schwimmmeister im Cambomare, um ihre deutschen Meister in verschiedenen Schwimm-Disziplinen und im Dreikampf (25 m tauchen, eine Puppe abschleppen und 50 m Freistil schwimmen) zu küren.

    Von Berufs wegen im Training

    Ein spezielles Training habe er für diese Meisterschaft nicht gebraucht, sagt Johannes Weizenegger, der fürs Cambomare-Team antritt. "Ich bin von Berufs wegen schon ständig im Training." Schließlich müssten Schwimmmeister auch Lehrmeister sein, wenn es ums Schwimmen, Tauchen und Retten geht, sagt der technische Leiter des Bades in Kempten. Sowohl die fünf Fachkräfte als auch ihre "Gehilfen", die Rettungsschwimmer, bewiesen ihre Fitness Jahr für Jahr, indem sie das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber ablegten. Dabei müssten sie unter anderem 25 Meter weit und mehrmals vier Meter tief tauchen sowie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung zeigen.

    Die Wiederbelebung sei eine enorm wichtige Aufgabe, betont auch Betriebsleiter Bernhard Dengel und verweist auf drei erfolgreiche Kindesrettungen in den letzten zwei Jahren. Aber es sei freilich nicht so, dass regelmäßig Kinder im Wasser verunglückten, das sei die Ausnahme. Deshalb gebe es ja Schwimmmeister und Rettungsschwimmer. Dengel: "Unfälle zu verhindern ist ihr Tagesgeschäft."

    Die Verantwortlichen in einem Bad sind korrekt ausgedrückt "Fachangestellte für Bäderbetriebe" (den dreijährigen Ausbildungsberuf gibt es seit 1971). Sie müssen nicht nur sportlich, sondern auch fit im Umgang mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sein, sich mit der Technik eines Bades sowie in Rechts- und Verwaltungskunde auskennen.

    Das kann Michael Niemietz (50) von der Bädergesellschaft Düsseldorf bestätigen. Er fährt regelmäßig zu den Deutschen Meisterschaften der Schwimmmeister. Nicht nur, um zu gewinnen, "sondern auch, um die jüngeren Berufskollegen zu motivieren". Bei Manuela Dietrich (38) aus Stakendorf (nördlich von Kiel) steht die Freude an der Gemeinschaft im Vordergrund und Klaus Deiner (67) aus Berxheim freut sich am jährlichen Treffen der ehemaligen Berufskollegen: "In meinem Alter kennt hier jeder jeden."

    "Sicherheit ist extrem wichtig"

    22000 Fachkräfte in Deutschland arbeiten in 6470 Bädern, hebt der Verbandspräsident hervor. Und Kemptens Betriebsleiter Dengel macht deutlich: "Das Thema Sicherheit ist uns extrem wichtig." Neben den Schwimmmeistern sind im Cambomare abwechselnd auch 20 Rettungsschwimmer im Einsatz. Zudem seien im Freien im Sommer auch Saisonkräfte immer wieder gefragt. So ähnlich wie bei der Fernsehserie "Bay Watch" - nur am Beckenrand und nicht am Meer.

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