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Sich wie eine Welle wiegen und drehen

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Sich wie eine Welle wiegen und drehen

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    Warum der etwas andere Tanz 'Wave' so viele begeistert und immer wieder Neue dazukommen Kempten (sol). Schon seltsam dieser Tanz. Die Musik beginnt mit langsamen Rhythmen und wie von Magneten gezogen beginnen sich die Menschen zu bewegen. Ohne sich anzustrengen, ohne einstudierte Schritte scheinen sie ihrem eigenen Musikgespür zu folgen, wiegen und drehen sich wie in einer Welle.

    Welle (englisch 'Wave') heißt auch dieses freie Tanzen, das regelmäßig in der Karatehalle stattfindet. Dort klingen an diesem Sonntag abend leise Beatklänge ans Ohr, dazu tänzeln Frauen und Männer leichtfüßig über den Parkettboden, bekleidet mit Jogginghosen, Jeans und Flatterblusen. Viele kennen sich. Dagegen sind die 'Neulinge' leicht daran auszumachen, dass sie von einer Bank aus steifbeinig und mit kritischen Gesichtern die vorbeigleitenden Gestalten betrachten.

    Keine Tanzkurse

    Seit rund zwei Jahren führt Psychotherapeut Raphael Hägele die 'Wave'-Veranstaltungen durch. Getanzt werde nach fünf Rhythmen. Die Veranstaltungen seien ein erfrischender, befreiender und äußerst begeisternder Zugang für improvisierte Bewegungen. Wichtig sei herauszustellen, dass diese 'Waves' keine Tanzkurse sind und auch keine Discotänze, sondern dass neben Spaß und Entspannung 'das Einlassen auf sich selbst, auf seine Gefühle und seinen Körper angestrebt wird, um durch freie Bewegung Lebendigkeit und Stille zu verbinden'.

    'Klingt kompliziert', flüstert eine Teilnehmerin ihrer Freundin zu, Doch wenige Minuten später heben sich zu sanfter Beatmusik ihre Arme wie von selbst, die Füße scheinen die Führung zu übernehmen und ­ geschmeidig wie eine Katze ­ bewegt sich die Frau durch den Raum.

    Und wie sie sind an diesem Sonntagabend rund 100 Menschen aller Altersklassen in fließender Tanzbewegung, zwei Stunden lang. Pausen entstehen nur, um Tipps von Raphael Hägele zuzuhören, wie: 'Erlaube, mit Körper und Atem das Herz und die Seele zu bewegen.' Klingt so schön wie es anzusehen ist und ermutigend für neu Dazugekommene ist es sicher, dass dieser Tanz für alle möglich ist ­ 'egal ob jung, alt, unmusikalisch, unsportlich, dick oder dünn'. Die Erfinderin des 'Wave' ist Schauspiel- und Tanzlehrerin Gabrielle Roth. Die in Fachkreisen als 'Großstadt-Schamanin aus New York' und Bestseller-Autorin ('Das befreite Herz') bekannt gewordene Künstlerin weiß: 'Tanz und Bewegung sind Wege zu Lebensfreude und Selbstfindung.' Da hat sie jener Kemptenerin wohl aus dem Herzen gesprochen, die sich am Ende des Tanzabends die Stirn abwischt und sagte: 'Ich habe geschnauft, geschwitzt, getanzt und irgendwann habe ich gemerkt, dass das übliche nervige Geplapper in meinem Hirn eine Pause gemacht hat.' Und während sie sich wieder aufs Wandbänkle setzte, meint sie strahlend, jetzt fühle sie sich warm und friedlich ­ und 'es ist Sonntag'Dem Musikgespür folgen, sich wie eine Welle wiegen und drehen ­ das ist 'Wave', ein Tanz, der in Kempten viele begeistert.

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