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Sich aufmachen und Frucht bringen

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Sich aufmachen und Frucht bringen

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    Marktoberdorf/Kaufering(wu). - Messgewand und Stola hängen schon im Zimmer von Markus Dörre in der Wohnung seiner Eltern in Kaufering. Am Sonntag, 4. Mai, wird er beides tragen, wenn im Augsburger Dom acht Diakone des Priesterseminars St. Hieronymus zu Priestern geweiht werden. Der 27-Jährige, der seit September 2000 als Diakonatspraktikant in St. Martin in Marktoberdorf tätig war, ist einer von ihnen. Seit vergangenem Sonntag befindet er sich im Weihe-Exerzitium und bereitet sich mit seinen Kollegen auf den großen Tag vor: 'Ich will mich geistig darauf einstimmen, damit ich nicht einfach so reinstolpere', sagt Dörre. Die Priesterweihe sei zwar kein rechtlicher Akt, dafür aber ein 'deutliches Ja zu Gott', betont Dörre. Nein, nervös sei er noch nicht, 'vom Gefühl her, ist das alles noch weit weg.' Eine lange Zeit der Vorbereitungen liegt hinter Dörre. Nicht nur die Priesterweihe steht an, sondern auch die Feier der Primiz in seiner Heimatgemeinde Mariä Himmelfahrt in Kaufering am 18. Mai. Sie findet in der Kauferinger Sporthalle statt; schließlich erwartet Dörre rund 1500 Besucher. Bei all dem Stress im Vorfeld freut sich der 27-Jährige auf die eine Woche Exerzitium in Augsburg: 'Danach kann ich unbelastet das Fest feiern.' Markus Dörres Weg vom Abiturienten zum Priester lief nicht geradlinig. Nach dem fünfjährigen Theologiestudium und dem Diakonatspraktikum in Marktoberdorf bat Dörre im November 2001 um Weiheaufschub. 'Ich hätte damals nicht guten Gewissens ja sagen können', erzählt er. So schob er die Priesterweihe um ein Jahr hinaus, um noch einmal gut zu überlegen, ob es das Richtige für ihn ist. 'Ich habe mich besser kennen gelernt', sagt er heute. Es war seiner Meinung nach kein verlorenes Jahr: 'Ich habe jetzt realistischere Vorstellungen, was mich selbst angeht.'

    Gefestigte Entscheidung Intensive Gespräche habe er vor allem mit seinem geistlichen Betreuer geführt. Sie halfen ihm, ein 'sehr belastendes Jahr' zu überstehen. Umso gefestigter konnte er im September eine endgültige Entscheidung treffen. Jetzt freut er sich auf die Arbeit als Priester. Schon früh, so Dörre, habe er gewusst, dass er 'irgendetwas in der Kirche' machen wolle. Als Jugendlicher arbeitete er in der Pfarrei mit, war Oberministrant und engagierte sich in der Jugendarbeit des Dekanats. 'Mit dem Interesse kam die Begeisterung', sagt der Kauferinger. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei der Einstieg gewesen. Als 15-Jähriger habe er einen Gruppenleiterkurs besucht, bei dem ihn die Begeisterung, Ausstrahlung und Energie der älteren Teilnehmer stark beeindruckten: 'Ich wollte wissen, was steckt da dahinter. Also habe ich mich auf die Suche gemacht', erzählt Dörre. Mit 18 Jahren fiel die Entscheidung, sich für das Priesterseminar zu bewerben. Nach dem Studium in Augsburg und Würzburg startete der Kauferinger sein Diakonatspraktikum in Marktoberdorf. Dort traf er auf seinen ehemaligen Religionslehrer am Landsberger Dominikus-Zimmermann-Gymnasium: Marktoberdorfs Stadtpfarrer Wolfgang Schilling. In der Pfarrei St. Martin fühlt sich Dörre wohl. Bis Mitte August bleibt er im Ostallgäu. Danach übernimmt er verschiedene Urlaubsvertretungen, ehe er Anfang September seine erste Kaplanstelle antreten wird. 'Wo das sein wird, erfahre ich erst im Juni', sagt Dörre. Eine Stadt in der Größe von Marktoberdorf würde ihm zusagen, gesteht er. Doch egal wo Markus Dörre während seiner Zeit als Kaplan tätig sein wird, sein Primizspruch wird überall Geltung finden: 'Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt, damit ihr euch aufmacht und Frucht bringt und damit eure Frucht bleibt.'

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