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Sexsüchtig ­ das wirkt zerstörerisch

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Sexsüchtig ­ das wirkt zerstörerisch

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    Mitglieder der anonymen Selbsthilfegruppe für Sexaholiker erzählen Kempten (mor). Verkorkste Beziehungen ­ immer mit den 'falschen' Männern ­ sexuelle Abhängigkeit und mehrere Verhältnisse gleichzeitig: Als Eva sich ihrer Probleme bewusst wurde, suchte sie nach einem Klinikaufenthalt Hilfe in der Selbsthilfegruppe der anonymen Sexaholiker (AS). 'Hier in der Gemeinschaft finde ich Kraft und Hoffnung', erzählt sie. In Kempten besteht die AS-Selbsthilfegruppe seit einem Jahr. Regelmäßig sonntags treffen sich die betroffenen Frauen und Männer.

    Drei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren nehmen regelmäßig an den Treffen teil. Um falschen Vorstellungen zu begegnen: Die Selbsthilfegruppe der anonymen Sexaholiker ist keine Gesellschaft von Hypersexuellen, keine Gruppe, in der man Sexpartner findet, und auch kein geselliger Verein. Die Gruppe arbeitet nach dem 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker. 'Unser Hauptzweck ist es, nüchtern zu bleiben und anderen Sexsüchtigen zur Nüchternheit zu verhelfen', erklärt Eva ein Ziel des 12-Schritte-Programms.

    Eva weiß: 'Sexsüchtig sein ­ das wirkt zerstörerisch.' Diese bittere Erfahrung aus den vergangenen 25 Jahren hofft sie,nie wieder erleben zu müssen: 'Für den Sexsüchtigen wird jede sexuelle Handlung, sei es mit sich selbst oder einem anderen Partner ­ außer dem Ehepartner ­ fortschreitend zur Sucht.' Und Hans, ebenfalls Mitglied der Gruppe, ergänzt: 'Das Problem für den Sexsüchtigen ist nicht die Sexualität, ebensowenig wie für den Ess-Süchtigen das Essen das Problem ist.'

    Es gehe vielmehr 'um die Lüsternheit, die süchtige Begierde, um dadurch Isolation, Einsamkeit, Unsicherheit, Angst und Spannung zu verringern.' Wer vor den Gefühlen fliehe, missbrauche das Natürliche. Dann erhalte die Sexualität eine andere Dimension. Hans: 'Sie wird zur negativen Kraft.'

    Am Ende immer ein Gebet

    Davon versuchen sich die Sexaholiker frei zu machen. 'Während der Genesung ist die seelisch-geistige Komponente ebenso entscheidend wie die körperliche', so Eva. Stärke sucht die AS-Gruppe deshalb in der Spiritualität. Jedes Treffen wird mit dem 'Vater unser' beendet. Eva: 'Das Gebet hilft mir immer wieder aufs Neue, mich zusammen mit den anderen vertrauensvoll in Gottes Hände zu begeben.' Aber: Die Gruppe sei keine Sekte und auch mit keiner Konfession oder politischen Organisation verbunden, betont sie.

    Eva fühlte sich von Anfang an in der Gruppe verstanden: 'Gleich die ersten Gruppenabende haben mir bewusst gemacht: Hier begegne ich keinen Sexmonstern, sondern sensiblen Menschen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie ich.' Inzwischen hat sie eine feste Partnerschaft aufgebaut.

    Wendet sich jemand über das Kontakttelefon an die AS- Gruppe gibt es zunächst externe Vorgespräche. Denn wie Eva und Hans wissen, hätten die Betroffenen große Berührungsängste: 'Um uns und auch die Interessenten zu schützen, finden die ersten Kontakte außerhalb der AS-Gruppe statt.'

    i Kontakttelefon der Selbsthilfegruppe der Sexaholiker: 01 62/8 23 43 83 oder 01 75/7 92 51 13. Außerdem findet in der Hochgratklinik in Wolfsried-Stiefenhofen (0 83 86-20 72) am 16. Februar um 9 Uhr und in der Adula-Klinik in Oberstdorf (0 83 26-70 90) am 16. März um 10 Uhr ein öffentlicher Vortrag statt, in dem die AS-Gruppe vorgestellt wird.

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