Seniorenspaziergang: Senioren in Nesselwang sehr glücklich

23. Februar 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Dominik Riedle

Kleine Baustellen, kein Brennpunkt – Barrierefreiheit im Auge behalten

'Seniorenspaziergang' heißt eine neue Serie der Allgäuer Zeitung. Die Redaktion begleitet dabei ältere Menschen bei einem Rundgang durch ihre Heimatgemeinde. Und sie stellt dabei viele Fragen: Was gefällt den Senioren an ihrem Ort besonders, was fehlt ihnen, was sollte sich dringend ändern? Dieses Mal im Fokus: Nesselwang.

'Ein totales Manko? Nein, das gibt es bei uns in Nesselwang nicht.' Für Senioren werde in der Marktgemeinde sehr viel getan, versichert Gerhard Hofer (65). Helgard Sturm (71) stimmt zu: 'Ich lebe seit acht Jahren in Nesselwang und bin sehr glücklich.' Im Ort habe man nur kleinere Baustellen ausgemacht, so Hofer, der sich in der Bürgerwerkstätte Senioren engagiert. Was Freizeitangebote betrifft, könnten ältere Menschen aus einem vielfältigen Programm auswählen. Die Palette reiche von Senioren-Gymnastik bis hin zum Senioren-Treff. 'Das Problem ist: Einige wissen nichts von diesen Angeboten', so Hofer.

Deshalb appelliert Imelda Reinold (67), Sprecherin der Bürgerwerkstätte Senioren und Seniorenbeauftragte: 'Die einzelnen Gruppierungen müssen sich mehr vernetzen.'

Was kleinere Baustellen betrifft, nennt Helgard Sturm die Barrierefreiheit: Mit einem Rollstuhl sei man probeweise die Gemeinde abgefahren und habe mehrere Bordsteine entdeckt, die abgesenkt werden müssten. Reinold ergänzt: 'Das ist an mehreren Stellen bereits erfolgt.' Ein paar habe man aber noch auf dem Zettel – zum Beispiel an der Kurve Promenadenweg/Lindenstraße. Bürgermeister Franz Erhart erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung: 'Wir wissen, wo noch etwas zu machen ist. Das wird nach und nach erfolgen.'

Eine weitere Baustelle ist nach Meinung von Elisabeth Schönthaler (64) der öffentliche Nachverkehr. Gerade ältere Menschen, die von den 16 Weilern aus ins Zentrum fahren wollen, könnten auf keine Busverbindung setzen. Gerhard Hofer schränkte ein: 'Es wird nicht machbar sein, für jeden Ortsteil eine Busverbindung herzustellen.' Überlegenswert sei aber, ein Ruftaxi einzurichten. 'Wenn Bedarf besteht, müsste man einen Unternehmer finden, der dazu bereit wäre.'

Etwas Vergleichbares existiere bereits, so Rathauschef Erhart: 'Wir haben einen Busunternehmer im Ort, der auch Kleinbusse besitzt.' Im Übrigen wisse er aus eigener Erfahrung – Erhart wohnt selbst in einem Weiler –, dass sich viele Menschen in den Ortsteilen selbst organisieren.

Das bestätigt auch Imelda Reinold: 'Vieles läuft über Nachbarschaftshilfe.' Doch Elisabeth Schönthaler stellte in Frage: 'Ist es der Gemeinde wirklich lieber, dass man privat fährt?' Sie regte an, ob die Verwaltung nicht einen Bus anschaffen könnte, der bei Bedarf gerufen wird. Dazu Franz Erhart: 'Freilich wäre das eine tolle Einrichtung. Zuerst muss aber sichergestellt sein, dass Bedarf besteht.'

Den will die Bürgerwerkstätte über einen Fragebogen ermitteln, den sie an etwa 1000 Personen im Alter von 60 Jahren oder darüber verteilt hat. 'Ziel ist, dass ältere Menschen uns mitteilen, wo sie Handlungsbedarf sehen', so Reinold. Bis Ende März müssen die Bögen wieder abgegeben werden.

Erhart: 'Sollte dabei herauskommen, dass sich viele eine bessere Busverbindung wünschen, müssen wir über weitere Schritte nachdenken.'