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Selbstständig leben in der Wohngruppe

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Selbstständig leben in der Wohngruppe

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    Pfaffenhauen (hlz). - Das Haus 'Sankt Antonius' im Blindenheim Pfaffenhausen wird derzeit zu einem Wohnheim umgebaut. Dort soll künftig eine neunköpfige Wohngruppe relativ selbstständig leben. Der Einzug ist für Oktober geplant. Das Projekt wird von der 'Aktion Mensch' mit 350 000 Euro gefördert. Das 'Antoniushaus' südlich des alten Seminargebäudes hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 1926 kaufte es die St. Josefskongregation und baute es zu einem Werkstatt- und Schulgebäude um. Blinde arbeiteten hier in der Korbmacherei, in der Besenbinderei und auch in der 'Strickschule'. Als Besonderheit war in diesem Haus auch eine Blinden-Hilfsschule untergebracht, die einzige dieser Art in Deutschland.1970 wurde die Schule geschlossen, dafür zog eine Wohngruppe mit Blinden ein. In den 90er Jahren verließ dann die Wohngruppe das Haus wieder und auch die Werkstatt wurde in einen Neubau verlegt. Etliche Jahre diente St. Antonius noch als Ausweichquartier für die Verwaltung und war auch vorübergehender Konventbereich für die Klosterschwestern. Zuletzt stand es leer. Nach dem Umbau wird das mehrstöckige Haus nun nicht nur äußerlich, sondern auch 'innerlich' Aussehen und Wesen grundlegend verändern. Neun Appartements werden eingebaut, um einer so genannten Trainingsgruppe ein gemeinsames, aber doch relativ selbstständiges Wohnen zu ermöglichen. Im Grunde heißt dies, dass innerhalb der gemischten Wohngruppe bestimmte Aufgaben aufzuteilen sind und dass die Gruppe insgesamt nur noch teilweise betreut wird. So wird es zum Beispiel keine Nachtwache mehr geben. Unterstützt werden die Bewohner jedoch bei der Organisation von Freizeitaktivitäten und bei therapeutischen Maßnahmen. Diese spezielle Wohnform ist völlig neu im Blindenheim Pfaffenhausen und kommt auch nur für einen begrenzten Teil von Blinden und Sehbehinderten in Frage. Wer hier wohnen möchte, muss sich im Haus eigenständig bewegen können und er muss zeitlich selbstständig sein. Auch der gekonnte Umgang mit dem Telefon wird vorausgesetzt.

    Durch neue Räume geführt Unter den sehbehinderten Heimbewohnern gibt es bereits zahlreiche Interessenten. Sie alle wurden unlängst von Filialleiter Konrad Merkl über wichtige Details und Anforderungen informiert. Außerdem bekamen sie Gelegenheit, mit ihren derzeitigen Betreuerinnen die Baustelle und die künftigen Räume zu begutachten. Im Oktober soll dann für neun sehbehinderte Heimbewohner eine spannende Phase der relativen Selbstständigkeit beginnen, die auch für das Blindenheim Pfaffenhausen mit seiner über 112-jährigen Geschichte ein Novum ist. Die 'Aktion Mensch' der Deutschen Behindertenhilfe hat mit einem 350 000 Euro-Zuschuss kräftig dazu beigetragen und außerdem auch die Einrichtung einer Förderstätte im Erdgeschoss finanziell unterstützt.

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