Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, einen Affen hatte er nicht dabei. Gemeint ist der bebrillte Schimpanse, mit dem das Textilunternehmen von Wolfgang Grupp durch TV-Werbespots bei den deutschen Verbrauchern bekannt geworden ist. Der Trigema-Chef sprach jetzt auf Einladung der hiesigen Wirtschaftsjunioren im vollen Kolbe-Haus und schaffte es auch ohne tierische Begleitung, seine Hörer zu fesseln und zugleich zum Lachen zu bringen.
'Ich musste lange Junggeselle bleiben, weil sich meiner niemand erbarmte', sagte der 69-Jährige, der mit 46 eine 24 Jahre jüngere Frau heiratete. Mittlerweile hat er zwei erwachsene Kinder, aber 'keinen Manager für die Ehe. Die führe ich selbst.' Ohne Manager kommt der Trikotagen-Mann auch im Familien-Unternehmen aus, in das er 1969 einstieg. 'Ich kam von der Uni. Mir hat man nichts zugetraut.' Dennoch machte er aus dem Geschäft mit damals zehn Millionen Mark Schulden nach eigenen Worten Deutschlands größten Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung.
'Ich bin nicht sonderlich gescheit. Ich mache nichts Besonderes', sagte er selbstironisch. Etwas Besonderes tut er dennoch: Er wandert nicht in Billiglohnländer ab. Seine Trigema-Hosen und -Shirts werden ausschließlich in Deutschland produziert – an drei Standorten in Baden Württemberg. 'Hier bin ich zu Hause. Hier kann ich alles überwachen', argumentierte der Chef, der keine Leiharbeiter und 400-Euro-Kräfte beschäftige und nie Kurzarbeit beantragt habe. Aber nicht aus Gründen der Überwachung, wie er betonte, sitzt der Textilunternehmer mit 32 Mitarbeitern in einem Großraumbüro – ohne Trennwände. 'Sondern weil ich für alle Entscheidungen schnell meine Leute brauche.' Und Entscheidungen treffen sei wichtig. 'Die schlimmste Entscheidung ist eine Nicht-Entscheidung.
Ich entscheide immer, auch wenn ich keine Ahnung habe', sagte Grupp und hatte die Lacher auf seiner Seite. 'Denn dann denken meine Mitarbeiter: Aha, der Chef hat immer Ahnung.'
Probleme sofort lösen
Seine Unternehmensphilosophie umriss der Boss von 1200 Arbeitnehmern mit kurzen Sätzen: 'Gerechte und sichere Löhne motivieren. Hohe Motivation schafft geringen Krankenstand. Kompliziertheit hemmt die Flexibilität. Probleme müssen sofort gelöst werden. Keine Abhängigkeit von Kunden, Banken, Lieferanten oder einzelnen Mitarbeitern.' Und: 'Die Mitarbeiter müssen das Gefühl haben, wir können uns vor Aufträgen kaum retten. Auch wenn es nicht stimmt.'
40 Prozent der im Firmen-Briefkasten eingehenden Post lässt Grupp nach kurzem Blick auf den Absender ungeöffnet im Papierkorb verschwinden: 'Wenn doch etwas Wichtiges dabei war, kein Problem. Dann wird es noch einmal geschickt.' Nicht in den Papierkorb wandert dagegen bereits einseitig beschriebenes Papier: 'Nicht aus Geiz. Aber Geld sollte man nicht sinnlos rausschmeißen.'