Jenovan Krishnan ist erst 24 und doch gehört er zu den politischen Hoffnungsträgern in Deutschland. Der Kemptener sitzt seit vier Monaten neben Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundesvorstand der CDU und vertritt dort klare Ziele: Flüchtlinge die studieren wollen und keine Papiere haben, müssen ihre Qualifikation in einem Eignungstest nachweisen.
Als Bundesvorsitzender des RCDS fordert er für seine Generation: 'Wir müssen die Angebote für Studenten mit Kind an den Hochschulen ausbauen.' Außerdem will er die digitale Ausstattung an den Unis in Deutschland entscheidend verbessern und ist sich der Unterstützung der Kanzlerin sicher: 'Die ist begeistert vom Thema Digitalisierung.'
Kempten ist meine Heimat
Silvester verbrachte der angehende Politikwissenschaftler mit seiner Freundin in der Hauptstadt: 'Aber Kempten ist meine Heimat, hier genieße ich die Ruhe und entschleunige aus dem hektischen Berlin.'
Seine Eltern sind Tamilen aus Sri Lanka, die vor dem Terror marxistischer Gruppen flohen. Sie emigrierten nach Deutschland, um eine neues Leben zu beginnen. Krishnan kam in Nürnberg zur Welt, wuchs in Regensburg auf und kam 2007 nach Kempten, wo die Eltern Arbeit bei einem mittelständischen Autozulieferer fanden. 2012 machte er sein Abitur am Allgäu-Gymnasium, hielt die Abiturrede vor mehreren hundert Gästen und begann anschließend sein Studium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Mit dem Studienbeginn trat er dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) bei und gewann einen Sitz im Studentenparlament.

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Das Rhetorikseminar bei seinem Lehrer Udo Guggenberger machte sich offensichtlich schnell bemerkbar. CDU-Generalsekretär Peter Tauber warb den jungen Allgäuer persönlich. Und dann ging alles ganz fix: Am 10. Oktober 2015 wurde er zum neuen RCDS-Bundesvorsitzenden gewählt. In seiner Funktion gehört er automatisch dem Bundesvorstand der CDU Deutschlands an. Außerdem ist er Mitglied im Bundesfachausschuss für Bildung, Forschung und Innovation. Für dieses Amt unterbrach der Literaturfreund sein Studium und zog nach Berlin.
Schulterklopfen von De Mezaire
Dort ist der Terminkalender prall gefüllt mit Terminen, beispielsweise mit der jungen Gruppe im Bundestag, aber auch mit den CDU-Spitzenpolitikern. Bei der ersten Sitzung am Tisch der Kanzlerin nahm er noch die Rolle des Beobachters ein. 'Inzwischen fühle ich mich bei Sitzungen und Telefonkonferenzen wohl.' Echte Nervosität verspürte er aber, als er als jüngstes Vorstandsmitglied eine Rede beim Bundesparteitagen halten sollte: 'Am Ende klopfte mir Thomas de Mezaire auf die Schulter und meinte, gut gemacht.'
Dabei ist Krishnan kein Einzelfall. Paul Ziemiak, der Vorsitzende der Jungen Union, kam mit seinen Eltern als Spätaussiedler aus Polen zuerst ins Lager Friedland. Damit werden beide CDU-Nachwuchsorganisationen von jungen Männern geleitet, deren erste deutsche Adresse ein Flüchtlingsheim war. Zu den jüngsten Übergriffen an Silvester in Köln hat der Allgäuer eine klare Haltung: 'Hier muss der Rechtsstaat in voller Härte durchgreifen. Jeder muss sich an unsere Regeln in Deutschland halten.'
Kein Klein-Klein
Der eloquente Krishnan hat ein klares politisches Ziel: 'Kein Klein-Klein, sondern anpacken.' Das will er auch am Wochenende bei der Klausurtagung des CDU-Vorstandes in Mainz. Er fordert die Hochschulen auf, sich klar zum Leistungsprinzip in der Forschung und Lehre zu bekennen und 'keine unsinnigen Quoten, keine Gleichmacherei von Studenten und keine Zivilklauseln mehr einzuführen'. Er will mehr Geld für Bildung und Lehrpersonal, fordert Online-Vorlesungen und mehr digitale Grundausbildung: 'In den nächsten Jahrzehnten ist es unabdingbar, dass wir die technischen Inhalte verstehen und anwenden können.'
Bei allem Höhenflug hält Krishnan Kontakt zu seinen Freunden im Allgäu, isst gerne Kässpatzen und war kurz vor Weihnachten bei seinem Abitur-Jahrgangstreffen. Tags darauf ging er mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder in die Christmette: 'Glaube und Zusammenhalt in der Familie sind sehr wichtig für mich.'
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist ein bundesweit tätiger politischer Studentenverband mit Sitz in Berlin. Ihm gehören nach eigenen Angaben über 100 Hochschulgruppen an Universitäten, Fachhochschulen und neuerdings auch Berufsakademien mit insgesamt rund 8000 Mitgliedern in 14 Landesverbänden an. Vorsitzender ist seit Oktober 2015 Jenovan Krishnan (24) aus Kempten. Der RCDS ist der größte und älteste bestehende politische Studentenverband in Deutschland und wurde 1951 gegründet.