Artikel: Seit 50 Jahren kommt das Obst aus Obermeckenbeuren

8. Januar 2003 20:29 Uhr von Allgäuer Zeitung

Johann Mühlebach bleibt auch mit 80 dem Wochenmarkt treu

Kaufbeuren/Obermeckenbeuren (avu). - Wenn's flott geht, ist man nach Obermeckenbeuren im Bodenseekreis weniger als zwei Stunden mit dem Auto unterwegs. Früher ist der Obstbauer Johann Mühlebach aber immer mit Traktor und Hänger von dort nach Kaufbeuren getuckert. Mittlerweile kommt er mit dem Lieferwagen zum Wochenmarkt nach Kaufbeuren und Neugablonz, aber immer noch regelmäßig. Seit 50 Jahren ist er der Wertachstadt treu. Man kennt ihn, den Johann Mühlebach. Zahlreiche Stammkunden hat er in den vergangenen Jahrzehnten an seinen Marktstand 'gebunden', manche schon in der zweiten Generation. 'Hier, nehmen's die noch', sagt der Obstbauer vom Bodensee gutmütig und steckt einer Kundin zwei Äpfel zusätzlich in die Tüte. Doch seine Marktbesucher sind ihm auch ohne Zugabe treu. 'Ich weiß gar nicht, wie lange ich hier schon mein Obst kaufe', sagt eine Frau am Stand. Aber sie hat erfahren, dass Mühlebach am heutigen Donnerstag Geburtstag hat. Er wird 80. 'Ich hab's nicht geglaubt', sagt die Kundin. 'Den hat wohl die frische Luft jung gehalten.' Gefeiert wird an diesem Tag natürlich in Kaufbeuren, weil heute Wochenmarkt ist. In Obermeckenbeuren gratuliert die Familie dem Jubilar beim Fest am Sonntag. 'Aber eigentlich ist mir der Geburtstag egal', schmunzelt Mühlebach. Seine erste Begegnung mit Kaufbeuren geht auf das Jahr 1952 zurück. Zweimal im Herbst lieferte er mit dem Traktor regelmäßig 140 Kisten Bodenseeäpfel bei einem Schmuckexporteur ab, wo eine Bekannte seiner Familie arbeitete, die die Äpfel im Bekanntenkreis weiterveräußerte. Später fuhr Mühlebach selbst noch von Haus zu Haus - und verkaufte an den Haustüren, wenn er schon mal in Kaufbeuren war. Von 1954 an bezog er regelmäßig seinen Stand auf dem Kaufbeurer und dem Neugablonzer Wochenmarkt, dort damals 'noch im Gelände', wie er sagt.

Der Markt ist nur noch Hobby Mittlerweile ist Mühlebach kürzergetreten. Tochter und Schwiegersohn bewirtschaften den Hof, der mit 35 Hektar eigenem Land und dem weitläufigen Pachtgrund zu den größeren zählt. Zur Angebotspalette übers ganze Jahr zählen unter anderem Äpfel, Birnen und Kirschen. '180 polnische Arbeiter pflücken in der Saison außerdem Erdbeeren bei uns', sagt Mühlebach über die Strukturen des Familienbetriebes. Der Wochenmarkt in Kaufbeuren und Neugablonz sei für ihn als Senior aber nur nur noch ein Hobby - 'und natürlich das Kistenflicken'. Viel hat sich in der Landwirtschaft verändert in den vergangenen 50 Jahren. 'Wer nicht groß genug ist, muss zusätzlich arbeiten gehen', sagt Mühlebach. Der Hopfenanbau lohne sich wegen der Preise nicht mehr. Obstbauern müssten sich heute vornehmlich mit EU-Richtlinien beschäftigen. Manchmal scheint der 79-Jährige ganz froh zu sein, dass er sich nicht mehr auschließlich mit komplizierten Agrargesetzen herumschlagen muss, sondern sich um seine Kaufbeurer Kundschaft kümmern kann. Ihnen erklären kann, dass die Rubinette den höchsten Zuckeranteil und der Winterapfel Boskoop den größten Säuregehalt hat. 'Die schmecken am besten', sagt er dann. Und verkauft wieder drei Kilo. Plus Zugabe. So einfach ist das.