Artikel: Seine Lieder legen keinen Goldschimmer über das Fest

17. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Gedenkstunde zum 60. Todestag von Jochen Klepper

Buchloe(of). - Jochen Klepper - ein Name, der vor allem in evangelischen Gesangsbüchern häufig zu finden ist. Werke des bedeutenden geistlichen Dichters las Chorleiter Rudolf Holzmann zum 60. Todestag Kleppers in der Buchloer Hoffnungskirche. Auch die vereinigten Kirchenchöre von Jengen und Waal, der Buchloer Organist Thorsten Schmehr sowie Streicher und Querflötenspieler beteiligten sich dort an einer ökumenischen weihnachtlichen Gedenkstunde der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Wie Pfarrerin Ute Neubauer bei der Begrüßung erklärte, war der Abend ganz dem Schriftsteller Jochen Klepper gewidmet, der vor 57 Jahren den Freitod wählte, in seiner Berliner Wohnung den Gashahn aufdrehte - und so seiner jüdischen Frau und seiner Tochter die Deportation in eines der Vernichtungslager der Nazis ersparen wollte.

Hanni Stein hatte der Redakteur des Berliner Rundfunks 1931 geheiratet. Chorleiter Holzmann las aus dem Gedichtband 'Kyrie' geistliche Beiträge wie 'Wer warst Du Herr?' oder 'Sieh nicht an, was du selber bist' und 'Nun ruht doch alle Welt' - Texte, die Klepper zu einem der bedeutendsten geistlichen Dichter des Jahrhunderts machten. Einige seiner Lieder sang das Publikum in der ökumenischen Gedenkstunde mit. Kleppers Werke legen keinen Goldschimmer über die weihnachtliche Szenerie, vielmehr erzählen sie an der Krippe vom Kreuz oder im Stall vom Galgen. Die 30-köpfige Chorvereinigung wurde von Streichinstrumenten und Querflöten unterstützt. Schmehr spielte zwischen den Gedichten, Lesungen und Chorliedern Anspruchsvolles auf seiner Orgel, teilweise begleitet von einer Trompete. Den Abschluss bildete das A-capella-Lied 'Ja ich will Euch tragen' von Jochen Klepper.