Hansjörg Böttchers Lieblingsdisziplin ist der Luftkampf. Dabei treten sieben ferngesteuerte Flugzeuge sieben Minuten lang gegeneinander an. "Das Ziel dabei ist, den anderen das angesteckte rote Band abzujagen und sein eigenes zu verteidigen", erklärt der 73-Jährige. Mit seinen filigranen, etwa einen Meter langen Modellen aus Balsaholz und Styrodur, die mit einem Elektromotor ausgestattet sind, hat der Rentner aus Memmingen bereits an Weltmeisterschaften teilgenommen.
Die Leidenschaft für dieses Hobby wurde Böttcher, der 1947 sein erstes Flugzeugmodell gebaut hat, in die Wiege gelegt: "Mein Vater war Lehrer für Modellbau, und meine Mutter hat auf einem Fliegerhorst gearbeitet", erzählt der Tüftler in seiner Memminger Werkstatt, in der er viel Zeit verbringt.
Über seinem Kopf hängen in einem Regal zehn Modellflugzeuge, die er selbst gebaut hat. Böttcher schaut nach oben und erinnert sich: "Noch heute habe ich den Geruch des Kasein-Leims in der Nase, den mein Vater früher selbst angerührt hat, um damit die Einzelteile seiner Modelle zusammenzukleben." "Schon als kleiner Bub habe ich mich für die Aerodynamik interessiert", erzählt er, "ich wollte immer wissen, wie und warum Flugzeuge fliegen können."
Als Bundeswehr-Soldat war Böttcher dann ab 1957 fünf Jahre lang bei der Luftwaffe. Wegen seiner Brille durfte er jedoch nicht Pilot werden. Doch damit fand er sich ab. Den Traum vom Fliegen erfüllte er sich mit seinen Modellen.
Als Motocross-Fahrer unter den besten Zehn im Land
"Hand in Hand ging damit meine Faszination für das Motorradfahren", berichtet der gebürtige Harzer, der seit 1959 in Memmingen lebt. 15 Jahre lang fuhr der gelernte Düsentriebwerks-Mechaniker und Büchsenmacher (handwerkliche Fertigung von Gewehren) Motocross-Rennen. "Ich habs bis in die internationale Rennklasse geschafft und auch unter die besten Zehn in Deutschland", blickt er zurück.
Dann nimmt er vorsichtig ein Motorrad-Modell in die Hand, das neben ihm auf seiner Werkbank steht, und sagt: "Das habe ich mit modernster Funksteuerung ausgerüstet. Und die Reifen habe ich mir extra aus Italien kommen lassen. Denn das sind die besten."
Seine Karriere als aktiver Motorrad-Rennfahrer hat Böttcher zwar längst beendet. Doch noch immer schwingt sich der 73-Jährige so oft wie möglich auf seine beiden Ducatis, um Spritztouren mit seiner Frau Ute ("Mein guter Geist, der mich immer unterstützt hat") zu unternehmen.
Mit seinen Zweirad-Modellen ist er nach wie vor bei nationalen und internationalen Wettkämpfen anzutreffen. Doch nicht nur damit: Jahrelang trat der ehemalige Teamchef des "Minicar-Clubs Allgäu" auch mit rasant schnellen Modellautos bei Weltmeisterschaften an.
Zahlreiche große Pokale, die in seiner Werkstatt stehen, künden von seinen Erfolgen.
Auch mit seinen Modellrennbooten war er oft unter den Schnellsten: "Da ist so einiges zusammengekommen im Lauf der Jahre", sagt Hansjörg Böttcher und blättert stolz in einem dicken Ordner, in dem er seine Urkunden sorgfältig aufbewahrt.